Verantwortung übernehmen

Gießen (bac). Das Abitur 2022 ist Geschichte, in den nächsten Wochen werden die Abschlusszeugnisse den Abiturienten überreicht. Den Anfang dazu machte die Herderschule am Samstagmorgen. In Rahmen einer kleinen, würdevollen Feierstunde in der Kongresshalle übergaben Schulleiter Stefan Tross und Studienleiter Ralph Seibel 80 Schülern und Schülerinnen ihre Abiturzeugnisse.
Drei von ihnen erreichten die Traumnote 1,0, drei weitere den Notendurchschnitt von 1,1. Der Notendurchschnitt der Schule lag in diesem Jahr bei 2,14. Ein Ergebnis, das mit Applaus aufgenommen wurde.
»Schneller fertig als Gebäude A«
»Ihr seid der erste Jahrgang, der nach der PCB-Katastrophe eingeschult wurde und die gesamte Bauphase miterlebt hat«, mit diesen Worten begrüßte Schulleiter Tross die Schüler, Eltern, Freude und das Kollegium zur Zeugnisausgabe. Er verbreitete auch die Hoffnung, dass im Sommer die Wiedereröffnung der belasteten Gebäudeteile erfolgen werde. »Ihr seid der letzte Jahrgang, der die Prüfungen in den Containern machen musste«, versprach er. Diese Auskunft wurde mit Beifall quittiert, denn viel zu häufig musste die Einweihung verschoben werden, sodass dieser Jahrgang komplett die Bauzeit miterlebt hatte. Passend lautete das Motto des Jahrgangs: »Abitur 2022 - schneller fertig als Gebäude A«.
Außerdem ging der Schulleiter auf das Schlagwort des Jahres, die Zeitenwende, ein. Er wolle die aktuellen Krisen nicht schönreden und die Bewältigung dieser Herausforderungen sei anspruchsvoller und schwieriger denn je. Er gab sich jedoch zuversichtlich, dass dies dieser Generation gelingen wird, denn Geschichte wiederhole sich, auch im positiven Sinne. In diesem Zusammenhang erinnerte er an jene Abiturjahrgänge, die im zweiten Weltkrieg ihr Notabitur unter Bombenangriffen und anderen Widrigkeiten abgelegt hätten. An der 70-jährigen, positiven Entwicklung, die das Land genommen habe, hätten jene Ehemaligen ihren Anteil. Von seinen Schülern und Schülerinnen wisse er, dass sie bereit seien, Verantwortung zu übernehmen. Dabei verwies er unter anderem auf die Ukraine-Unterstützung, das Engagement für die Fridays for Future-Bewegung der Schule. »Übernehmen sie Verantwortung für ein friedvolles Zusammenleben auf unserem Planeten«, gab er dem Abiturjahrgang mit.
Gottesdienst zum Auftakt
Als Vorsitzende des Schulelternbeirats freute sich Jennifer Achterberg, dass man nach zwei Jahren Pandemie wieder in einem großen Rahmen die Verleihung der Zeugnisse veranstalten konnte. »Neue Türen stehen Ihnen offen. Gehen Sie Ihren Weg, den sie für sich als richtig empfinden«, sagte sie. Musikalisch wurde die Feier durch die Darbietungen von Lilli Reining und Jan Michael Leimann, beides Abiturienten, umrahmt.
Eingeläutet wurde die Veranstaltung durch einen gemeinsamen Gottesdienst, den Schulpfarrer Matthias Henkel gemeinsam mit Schülern gestaltet hatte. Dieser gab den Abiturienten mit auf den Weg, dass Gottes Gnade auch Scherben des Lebens miteinbeziehe, und dass man mit diesen Brüchen leben solle. Man solle die Scherben aufheben, sie kleben und irgendwann würden sie glänzen wie Gold. Der Festtag wurde mit dem Abiturball beschlossen.