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Uschi Flacke zu Gast beim Geschichts-Lese-Sommer

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Wie kann man Kindern und Jugendlichen Geschichte so vermitteln, dass ihr Interesse geweckt wird und sie zugleich eine realistische Vorstellung von vergangenen Zeiten entwickeln? Eine Antwort auf diese Frage gab jetzt Autorin und Kabarettistin Uschi Flacke.

Im Rahmen des »Geschichts-Lese-Sommers« im Margarete-Bieber-Saal rezitierte Flacke am Donnerstag aus ihren Romanen »Die Hexenkinder von Seulberg« und »Hannah und der Schwarzkünstler Faust«. Rund 50 Zuhörer - darunter viele Studierende - waren zu der Veranstaltung gekommen, die Monika Rox-Helmer vom Institut für Geschichtsdidaktik der JLU eröffnet hatte. Sie bekamen weit mehr geboten als eine gewöhnliche Lesung.

Immer wieder unterbrach Flacke ihren Vortrag, um das Gelesene mit Kopien zeitgenössischer Dokumente, Bildern oder Hintergrundinformationen zu erläutern. Gerade der zweite Teil des Abends, der sich um den Magier Faust drehte, ist mit der Bezeichnung »Performance« besser etikettiert. Denn begleitet von Pop- und Rockrhythmen wandelte Flacke ihre Lesung zu szenischer Rezitation, die mit einer Geisterbeschwörungsszene einen spektakulären Höhepunkt erreichte. Insgesamt ein gelungener, unterhaltsamer Auftritt und zugleich eine Lehrstunde für angehende Geschichtslehrer, denn Flacke demonstrierte fast lehrbuchmäßig, wie moderner Unterricht aussehen kann.

Die Botschaft der Schriftstellerin - die in Berlin und Köln Politik, Germanistik, Geschichte sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft studiert hat - war klar: Mit sturem Auswendiglernen hat Geschichtsvermittlung heute nichts mehr zu tun. Sie sollte vielmehr Kopf, Herz und Hand der Lernenden miteinander verknüpfen. Genau das gelang Flacke, die mittlerweile 40 literarische Texte verfasst hat, mustergültig. Mit dem emotionalen Vortrag ihrer Geschichten um die Kinder von Seulberg, die nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs in Hexenprozesse verwickelt werden, und Hannah, die mit Faust durch die Lande zieht, ließ sie Menschen vergangener Zeiten lebendig werden. Das Leben in fremd erscheinenden Welten wurde fühlbar. Genau diese Empathie machte sich die Autorin, die im hessischen Weilrod lebt und ihr Publikum immer wieder in ihre Ausführungen miteinbezog, zunutzte. Denn auf dem bereiteten Boden des emotionalen Interesses vermittelte sie geschichtliches Faktenwissen - auch durch greifbare Materialien wie Gerichtsprotokolle. Das Ergebnis dieser Art der Wissensvermittlung war offensichtlich: ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums im Margarete-Bieber-Saal. Genau so macht Geschichtsvermittlung Spaß. olz

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