1. Gießener Allgemeine
  2. Gießen

Prominente Expertin wird neue UKGM-Klinik in Gießen leiten

Erstellt:

Von: Kays Al-Khanak

Kommentare

Die neue Klinik am UKGM soll im April eröffnet werden.
Die neue Klinik am UKGM soll im April eröffnet werden. © Oliver Schepp

Spitzenforschung und -medizin am Uniklinikum Gießen: Die Leitung der neuen Klinik für Infektiologie steht jetzt fest.

Am Uniklinikum Gießen entsteht eine neue Klinik für Innere Medizin, Infektiologie und Krankenhaushygiene. Leiterin wird die renommierte Infektiologin Susanne Herold. Dies bedeutet eine Stärkung Gießens als Standort der medizinischen Spitzenforschung.

Der 1. April wird die Geburtsstunde einer neuen, eigenständigen Klinik am Universitätsklinikum Gießen-Marburg (UKGM) sein: Dann wird es am Gießener Standort die Klinik für Innere Medizin, Infektiologie und Krankenhaushygiene geben. Die Leitung übernimmt die Infektiologin Susanne Herold, die erst kürzlich eine mit drei Millionen Euro geförderte LOEWE-Spitzen-Professur erhalten hat. Diese beiden Nachrichten sind mehr als eine Personalie. Sie sind ein Zeichen für die weitere Stärkung des medizinischen Spitzenforschungsstandorts Gießen.

Infektiologin Susanne Herold hatte nicht nur Angebot vom Uniklinik Gießen

Dass sich mit Herold eine Expertin im Bereich der Infektiologie weiter für Gießen entscheidet, ist nicht selbstverständlich. Die 45 Jahre alte Wissenschaftlerin hat in Gießen studiert und ist seit 2002 am UKGM tätig. Seit 2015 hat sie die Professur für akutes Lungenversagen und seit 2018 für Infektionskrankheiten der Lunge inne. Herold ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Robert-Koch-Instituts und Vizevorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Gerade zu Beginn der Pandemie war sie auch überregional eine gefragte Gesprächspartnerin - wie bei der Bundespressekonferenz.

Nach Informationen dieser Zeitung hatte Herold ein Angebot der Charité in Berlin vorliegen; eine renommierte Universitätsmedizin, der große Mittel für Klinik und Forschung zu Verfügung stehen. Aber Herold entschied sich für Gießen. Sie sagt, das heimische Angebot habe ihr das Bleiben leicht gemacht.

Da ist zum einen die neue Klinik für Innere Medizin, Infektiologie und Krankenhaushygiene. Hier können in viel größerem Ausmaß als bisher infektiologische Patienten behandelt werden. Dabei handelt es sich nicht nur um Menschen mit Lungenerkrankungen. Behandelt werden können auch Patienten mit Tuberkulose, HIV, chronischen Infektionserkrankungen wie der Virushepatitis oder mit komplizierten Organinfektionen wie Herzklappenentzündung, sowie mit Knochen-, Gelenk- oder Darminfektionen oder mit Infektionen durch hochresistente Erreger. Ein Fokus wird auch auf erkrankte Reiserückkehrer und Tropenerkrankungen liegen.

Uniklinik Gießen: Mehr infektiologische Patienten behandeln

Bisher ist die Infektiologie eine Abteilung der Medizinischen Klinik II am UKGM. Diese sei bereits durch die Behandlung von Covid-19-Erkrankten in den vergangenen zwei Jahren stetig gewachsen, sagt Herold. Mit der Umwandlung in eine Klinik einher geht eine Erweiterung und Spezialisierung der Räumlichkeiten auf hochinfektiöse Patienten und eine Aufstockung des Personals. »Wir haben schon viele Experten für Infektionsmedizin«, betont die Professorin. Wichtig sei, die Schnittstelle zwischen Klinik und Forschung weiterhin zu pflegen und forschende Ärzte oder klinisch tätige Forscher im Team einzubinden.

Gießen ist einer von 13 Standorten in Deutschland, die ein DFG-gefördertes Clinician Scientist-Programm eingeworben haben. Dieses ist dafür gedacht, dass forschende Ärzte von der klinischen Tätigkeit für Forschung freigestellt werden können. Für Herold hilft der Ausbau dieser Schnittstelle dabei, ein wichtiges Ziel zu erreichen: mithilfe der Grundlagenforschung erste klinische Studien auf den Weg zu bringen.

Spitzen-Professur für Gießener Infektiologin Susanne Herold

Zum anderen ist da die LOEWE-Spitzen-Professur, die vom Land fünf Jahre lang mit drei Millionen Euro gefördert wird. Die Hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn betont. »Der Wettbewerb um die besten Köpfe hat sich verschärft. Wissenschaftlerinnen wie Prof. Herold sind nicht nur an Hochschulen und Forschungsinstituten, sondern auch in Wirtschaftsunternehmen international gefragt.« Mit LOEWE könnten international gefragte Forschende nach Hessen geholt oder gehalten werden. Neben Herold gibt es in Hessen vier weitere Forschende, die diese Förderung bisher erhalten haben.

Die LOEWE-Spitzen-Professur bietet Herold einen großen Spielraum, ihren Forschungsschwerpunkt weiter auszubauen. In Gießen wird es weiterhin um die Virusinfektion der Lunge gehen. »Das war schon vor der Pandemie so, und das Thema hat durch Corona nochmal deutlich an Relevanz gewonnen«, sagt Herold. Geplant ist, mit den finanziellen Mitteln unter anderem weitere Professuren in diesem Bereich zu schaffen. Konkret soll es darum gehen, wie das Immunsystem des Menschen bei einer Erkrankung mit dem Lungengewebe interagiert, warum manche Patienten schwer erkranken und andere leichte Verläufe haben. »Viel deutet daraufhin, dass die Immunreaktionen bei Patienten ganz unterschiedlich ausfällt, und wir wollen verstehen, warum das so ist und welche Mechanismen zugrunde liegen«, sagt Herold.

Erforscht werden soll zudem, wie das Immunsystem an Reparaturvorgängen der Lunge beteiligt ist. »Wir haben Hinweise, dass manche Immunzellen ganz wichtig dafür sind. Wenn man dies molekular aufschlüsselt, kann man neue therapeutische Strukturen identifizieren und neue Medikamente daraus ableiten.« Dies geschieht bereits jetzt für Covid-19, soll aber nun auf andere Lungeninfektionen ausgeweitet werden.

Uniklinik Gießen: Was die Geschäftsführung sagt

Gießen kann sich besonders als Forschungsstandort im Bereich der Lunge und Infektionen international messen. So gibt es hier neben dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) und dem für Infektionsforschung (DZIF) auch das einzige hessische Exzellenzcluster Cardio-Pulmonales Institut.

Die Geschäftsführung der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH zeigt sich erfreut, dass Susanne Herold als Ärztin und Forscherin dem UKGM erhalten bleibt. Prof. Werner Seeger, der Ärztliche Geschäftsführer des UKGM betont: »Ihre Forschung im Schnittfeld von Lunge und Infektion hat höchste internationale Beachtung gefunden, und ihr Verbleib wird dieses Segment sowohl in der Forschung als auch in der Patientenversorgung in Gießen weiter stärken«. (Kay Al-Khanak)

Auch interessant

Kommentare