Uni-Budget mit Fragezeichen

Gießen (khn). Die Justus-Liebig-Universität (JLU) rechnet für das laufende Jahr mit einem Defizit von 4,6 Millionen Euro. In der Sitzung des Senats der Hochschule am Dienstagnachmittag betonte Vizepräsidentin Susanne Kraus jedoch, dass es angesichts der Energiekosten noch viele Fragezeichen gebe. Das Defizit, sagte JLU-Präsident Joybrato Mukherjee, soll mithilfe von Rücklagen ausgeglichen werden.
In den Jahren zuvor hatte das Präsidium den Senat im November über den Budgetplan informiert. Doch in der vergangenen November-Sitzung sah sich die Uni-Leitung »schlicht nicht in der Lage, einen Budgetplan aufzustellen«, wie Mukherjee betonte. Hintergrund waren die Auswirkung steigender Energiekosten auf den Hochschulbetrieb. Nun ist das Bild etwas klarer geworden, aber Unschärfen bleiben. So teilte Kraus mit, dass noch nicht klar sei, wie hoch der Anteil der JLU aus dem 40-Millionen-Euro-Fördertopf des Landes Hessen für die Abmilderung der Energiekrise sein werde. »Wir kennen aber die Kriterien«, sagte sie, und dementsprechend könnte eine Prognose aufgestellt werden. Außerdem sei weiterhin unklar, wie sich die Energiekosten im laufenden Jahr weiter entwickeln werden. »Das ist wie der Blick in eine Glaskugel«, sagte Kraus.
Klar ist aber auf jeden Fall: Die Energiekosten sind doppelt so hoch wie vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine prognostiziert. Ging die Uni damals von Energiekosten in Höhe von 19 Millionen Euro aus, sind es - Stand Dezember 2022 - mittlerweile fast 38 Millionen Euro. Die JLU rechnet damit, dass aus dem Landesprogramm »Hessen steht zusammen - Gemeinsam gegen die Folgen des Krieges gegen die Ukraine bewältigen« 9,3 Millionen Euro fließen könnten. Die mithilfe von bundes- und landespolitischen Programmen nicht kompensierbaren Energiekosten im Umfang von 9,6 Millionen Euro muss die Uni aus den ihr zur Verfügung stehenden Budgets finanzieren.
Hochschulpakt verbessert Lage
Es sei weiterhin »unabdingbar, dass im Rahmen der Budgetverantwortung von allen dafür zuständigen Stellen eine maximal wirtschaftliche und sparsame Verwendung der verfügbaren Budgets erfolgen muss«, heißt es in dem einstimmig verabschiedeten Budgetplan. Dies sei nötig, »um bei den aktuell gegebenen äußerst engen finanziellen Spielräumen allen Finanzierungsaufgaben angemessen nachkommen zu können«. Das Defizit von 4,6 Millionen Euro wird »als vertretbar« eingeschätzt. Mukherjee betonte jedoch, dass die Rücklagen, über die das Minus ausgeglichen werden soll, auch nötig seien, um zum Beispiel Kostensteigerung bei Bauprojekten, an denen die JLU direkt beteiligt ist, stemmen zu können.
Die JLU reagiert genauso wie andere Unis auf die Kostensteigerungen auch mit Kürzungen. So stehen 20 Prozent weniger Mittel für Sachkosten zur Verfügung - Bibliothek und Hochschulrechenzentrum ausgeschlossen. 2023 könnten außerdem die Dritt- und LOEWE-Mittel von 84 auf 93 Millionen Euro gesteigert werden. Hinzu kämen eigene Einnahmen wie Behandlungskosten in der Veterinärmedizin von rund 27 Millionen Euro; im Vorjahr waren es noch rund 26 Millionen Euro.
Das Gesamtbudget der JLU beläuft sich in diesem Jahr auf 534,7 Millionen Euro (2022: 479,8 Millionen Euro). Nach Abzug aller zweckgebundenen Budgets für Projekte bleibt dem Präsidium ein Budget von 298,1 Millionen Euro. Der Hessische Hochschulpakt verbessere die Einnahmesituation der JLU bis 2025 vor allem durch die jährliche 4-Prozent-Budgetsteigerung. Wichtig ist aber, dass die Uni die vereinbarte Leistungszahl der Studierenden nicht unterschreitet. Dies würde unmittelbare Budgetkürzungen im Folgejahr nach sich ziehen. Vor dem Hintergrund bundesweit sinkender Studierendenzahlen müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um diesem Trend zu trotzen, heißt es im Budgetplan.