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Uni-Archiv klärt auf

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Von: Dagmar Klein

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Die Tafel hängt an der einstigen Jugendherberge. © Red

Gießen (dkl). Im Beitrag »Entdeckung auf der Hardt« in der vergangenen Woche war zu lesen von der Entdeckung einer Sandsteintafel über dem Eingang zur ehemaligen Jugendherberge. Das Besondere daran sind die ungewöhnlichen Zeichen, die als Sanskrit, also altindische Schrift erkannt wurden. Hardthof-Bewohner und -Forscher Dieter Hoffmeister fand in Dr.

Stanislav Jager einen Experten für die Übersetzung, er arbeitet am Institut für Indologie der Universität Marburg. Die Inschrift bedeutet: »Das ist die Terrasse des Lehrers Vullers 1860.«

Hoffmeister hatte sich gewundert, dass diese - zugegeben kleine Tafel - noch nie jemand zu weitergehenden Nachforschungen angeregt hat. Nun wurde bekannt, dass es doch schon mal jemand gab. Der Bericht in dieser Zeitung fand auch Interesse im Archiv der Universität Gießen, schließlich war der genannte »Lehrer Vullers« Universitätsprofessor für orientalische Sprachen gewesen und das von 1833 bis zu seinem Tod 1880. Dort fand sich in der Akte Vullers ein Brief (1981) und ein Zeitungsartikel (1941), die sich auf die Sanskrit-Tafel beziehen.

Den Artikel im Gießener Anzeiger vom Juli 1941 hätte so schnell niemand entdeckt. Doch der Verfasser Dr. Duseberg schrieb 40 Jahre später (1981) einen Brief an die Personen in Gießen, die daran Interesse haben könnten: den neuen Direktor des Oberhessischen Museums Dr. Häring, an Stadtarchivar Prof. Knauß und den »Sachverständigen für alte Schriften« Prof. Hans-Georg Gundel. Eine Kopie des Artikels von 1941 legte er bei. Offenbar fühlte sich nur Gundel davon angesprochen, eine handschriftliche Notiz mit seinem Namen ist auf dem Brief.

Brief an Museum und Stadtarchiv

Dr. phil. Theodor Duseberg war an der Gießener Oberrealschule Studienrat für Physik und Mathematik, mit den Nebenfächern Philosophie und Turnen. Er hatte 1941 für die Übersetzung den Frankfurter »Sprachgelehrten Dr. L.H. Schütz« befragt. Dieser hatte das Wort für Lehrer/Gelehrter mit »Guru« übersetzt. Außerdem hat Duseberg über den Grundbucheintrag bereits festgestellt, dass Prof. Vullers seit 1845 Besitzer des Geländes auf der Hardt war. Dem Zeitgeist entsprechend stellte er die Erforschung der altindischen Schrift in die politisch geforderte Tradition der arischen Sprachen und Gedankenwelt.

Dem Vorschlag von Duseberg, die Tafel im Museum aufzuheben und an der Jugendherberge eine Informationstafel anzubringen, ist damals niemand gefolgt. An diesem Punkt könnte neu überlegt werden, wie künftig damit umgegangen wird.

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