Und es macht »Bumm! Bumm!«

»Das Beste kommt fast zum Schluss«. So scherzen die Jungs von The BossHoss und bringen beim vorletzten Konzert des diesjährigen Gießener Kultursommers den Schiffenberg mit ihrem unverwechselbaren Tex-Mex-Countrysound zum Beben - und die Fans in Wallung.
Echte Cowboys sitzen gern am Lagerfeuer. Sie treiben mit dem Lasso ihre Herde an und knallen mit ihren Revolvern. Gut, ganz so ist das bei The BossHoss nicht. Doch die sind eben Rock-Cowboys. Da wird der Mikrofonständer statt Lasso geschwenkt, sind die Fans die Herde, die in Bewegung gebracht wird, und Hocker ersetzen die Pferde. Und statt Revolverschüssen peitschen immer wieder die Flammen der Bühnenpyrotechnik in die Luft.
Im Rahmen ihrer »Black is beautiful«-Tour machten Alec »Boss« Völkel und Sascha »Hoss« Vollmer nun mit ihrer Band Station auf dem Schiffenberg und brachten zum Beinahe-Abschluss des Gießener Kultursommers mit ihrem ganz eigenen Tex-Mex-Sound gemischt mit Blues und Rock die gut 4000 Fans in Wallung.
Alec Völkel wagt das Crowdsurfing
Und die mussten, nach einem eher lauwarmen Auftakt der Band Eagle and the Men, ordentlich sportliche Ausdauer zeigen. Denn nicht nur der quirlige Sänger Alec Völkel erwies sich als Meister des Hüftschwungs und der echten Rockerposen, auch die Zuschauer waren körperlich im Dauereinsatz. Arme hoch, winken, Handys leuchten lassen, immer wieder im Takt mit Armrecken ein lautes »Bumm! Bumm!« schmettern - da kam keine Langeweile auf. »Ihr seid mit Abstand das beste (schönste, lauteste...) Publikum, was wir je hatten«, scherzte Rhythmusgitarrist und Sänger Sascha Vollmer alias »Boss Burns« in allen Varianten und die Fans gaben alles, um dem gerecht zu werden.
Als bei »Do it« die ersten Flammen in die Luft zündelten, wurde es mindestens in den ersten Reihen auch noch aus weniger sportlichen Gründen ordentlich warm. »Dance the Boogie«, »Hey Ya« mit Regenmacher- und Saxofoneinlage, das rockige »Bull Power« oder - natürlich - »Don’t gimme that« brachten auch die eher zurückhaltenden Mittelhessen in beste Country-Stimmung. Gut dass es bei den eher »romantischen« Einlagen wie dem Dolly-Parton-Cover »Jolene« oder »Break Free« und »My personal song« auch mal kurze Momente zum Durchschnaufen gab.
Die hatten die Jungs von »The Tijuana Wonderbrass« allerdings kaum. Die in wechselnden Mexiko-Kostümen auftretende BossHoss-Bläsersektion hatte offenbar den Rhythmus im Blut. Posaune, Saxofon, Trompete, dazu Sombreros oder krasse Gesichtsmasken, und immer in Synchronbewegungen - da war nicht nur das Hinhören ein Genuss, sondern auch das Zuschauen. Auch die Soli der anderen Musiker mit Cajon, Harp oder Kontrabass waren eine eigene Show in der ohnehin schon beeindruckenden Show.
Als echten »Vertrauensbeweis« ließ sich Sänger Alec alias »Boss Burns« dann, von Mikro und schwarzer Lederweste befreit, noch beim obligatorischen »Surf« von den Fans wortwörtlich auf Händen durch den Klosterhof tragen. Und spätestens da wurde es im ehemals sakralen Ort ganz schön »Hot in here«. Die »Dos Bros« mit den unzähligen Tattoos und den üppigen Ringen hatten da schon längst die Herzen der Fans - und ganz besonders der »Ladys«, die am Ende zur Zugabe auf die Bühne geholt wurden - gewonnen. Doch die Einladung in den legendären, wenn auch wohl »winzigen« Pool im Kultursommer-Backstage-Bereich nahmen dann wohl doch keine an. Echte Cowboys sitzen eben doch nach einem anstregenden Ritt am Abend meist allein unter ihresgleichen am Lagerfeuer.
