Über 71 000 Fahrten von Berufspendlern

Gießen (mö). Fast 71 400 Pkw-Fahrten von Berufspendlern finden jeden Tag auf Gießens Straßen statt. Gut 37 000 Menschen fahren zur Arbeit täglich nach Gießen hinein, fast 18 700 auf dem Weg zur Arbeit aus der Stadt hinaus. Weitere fast 15 520 berufsbedingte Fahrten finden innerhalb des Stadtgebiets statt.
Diese Daten aus dem Pendleratlas Deutschland haben die Stadtverordnetenfraktion Gigg/Volt vor dem Hintergrund eines niedrigen Pkw-Besetzungsgrads von 1,2 Personen im Berufsverkehr dazu veranlasst, den Magistrat aufzufordern, mehr Werbung für die Bildung von Fahrgemeinschaften zu machen. Derlei Werbemaßnahmen für Angebote wie Pendlerportal.de würden »ernsthaft geprüft«, erklärte Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) am Dienstagabend in der Sitzung des parlamentarischen Verkehrsausschusses.
Gigg/Volt hatte beantragt, dass sich die Stadt an der Fahrgemeinschaftsplattform Pendla.com beteiligt, was aus Sicht von Wright nicht zwingend zielführend sei und zudem Geld kosten würde. Vom Regionalmanagement Mittelhessen sei man auf das Angebot Pendlerportal.de hingewiesen worden. Auch dort können Berufspendler gezielt nach Mitfahrgelegenheiten suchen. Eine entsprechende Werbung und Verlinkung auf der städtischen Homepage sei denkbar, sagte Wright.
Der niedrige Besetzungsgrad von Pkw im Berufsverkehr gilt als Grundproblem für den Verkehr in den Städten. Auch an Gießens großen Straßen lässt sich Tag für Tag feststellen, dass die Autos zu 80 bis 90 Prozent nur mit einer Person besetzt sind, was zu einem entsprechend hohen Fahrzeugaufkommen und Problemen bei der Abwicklung sowohl des fahrenden als auch des ruhenden Verkehrs führt. Wie die Stadt für die Bildung von mehr Fahrgemeinschaften fördert, ist Antragsteller Finn Becker egal: »Entscheidend ist, dass man dafür wirbt.«
Zumal die Zahlen aus dem Pendleratlas, auf die Gigg/Volt verweist, noch zu niedrig sind. Denn erfasst vom Pendleratlas Deutschland, der Daten unter anderem des Statistischen Bundesamts und der Arbeitsagentur verwendet, werden nur die Fahrbewegungen von sozialversicherungspflichtigen Berufspendlern. Zu den 37 000 Einpendlern müssen im Fall von Gießen zum Beispiel noch die Studierenden addiert werden, die die beiden Hochschulen mit dem Auto ansteuern. »Auch Autofahrten in die Stadt, um einzukaufen oder um Dienstleistungen zu erledigen, sind da nicht einberechnet«, sagt Becker.
Einen Beschluss zum Antrag der Gigg/Volt-Fraktion fasste der Ausschuss zunächst nicht, Beckers Anliegen wird von der Mehrheit aber nachvollzogen. »Der Grundansatz ist nicht verkehrt«, sagte CDU-Vorsitzender Frederik Bouffier.