Treffpunkt für seelisch Kranke in die Rooseveltstraße

Gießen (srs). Lichtdurchflutet, weitläufig und einladend präsentiert sich die neue Tagesstätte für seelisch erkrankte Menschen in der Rooseveltstraße. Der Umzug der Einrichtung von den verwinkelten Räumlichkeiten in der Löberstraße auf das ehemalige Gelände der Sophie-Scholl-Schule ist nach umfassenden Renovierungsarbeiten somit vollzogen.
Die Profile gemeinnützige GmbH empfing am Freitag zu einem Tag der offenen Tür. Abgeschlossen sind die Pläne auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal in Nachbarschaft zum Kunstrasenplatz an der Volkshalle allerdings noch nicht: So sollen dort in den kommenden Jahren auch ein Wohnheim und ein Besucherzentrum entstehen.
Als sozialer Treffpunkt soll die Tagesstätte dienen. Ein Ziel ist, die Klienten bei der Strukturierung ihres Alltags zu unterstützen. Die Besucher sollen sich wohlfühlen, Gemeinschaft erleben und können Therapieangebote wahrnehmen. In der Holzwerkstatt ist es beispielsweise möglich, sich auf eine Ausbildung in einer Behindertenwerkstatt vorzubereiten. Darüber hinaus stehen musikalische und handwerkliche Angebote zur Verfügung.
In einer psychiatrischen Klinik verbringen Patienten durchschnittlich 18 Tage, hielt während der Einweihungsfeier der ehemalige Psychiatriekoordinator des Landkreises Dr. Klaus Becker fest. »In dieser Zeit können psychische Erkrankung selten gelöst werden.« Umso bedeutender seien ambulante Einrichtungen wie die Tagesstätte.
Derzeit nehmen 41 Besucher das Angebot in der Rooseveltstraße regelmäßig wahr, ab April ist eine Erweiterung auf 53 Klienten vorgesehen. Der Bedarf sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende der Profile gGmbH, Dieter Wacker. Ein Umzug sei daher notwendig geworden. Seit 1990 betreibt Profile eine derartige Tagesstätte in Gießen, zunächst in der Rodheimer, dann in der Grünberger Straße und zuletzt in der Löberstraße. Um nicht ganz aus der Innenstadt zu verschwinden, bemühe man sich darum, in der City eine Außenstelle für 12 bis 16 Klienten zu finden, sagte Wacker. Die Organisation bietet außerdem Beschäftigungsangebote für seelisch Erkrankte in einem landwirtschaftlichen Ökobetrieb in Alten-Buseck.
Die Leiterin der Tagesstätte, Iris Geßwein, führte die Gäste durch die Räumlichkeiten. In dem Gebäude gibt es unter anderem einen PC-Raum sowie ein Entspannungszimmer zum Zurückziehen auf gemütlichen Ledersesseln. Demnächst ist der Bau einer eigenen Küche vorgesehen, noch wird das Essen in der alten Küche der Sophie-Scholl-Schule zubereitet. 350 000 Euro hat der Umbau in der Rooseveltstraße in Anspruch genommen.
In der Löberstraße war die Profile gGmbH Mieter, auf dem neuen Areal ist sie nun Eigentümer – und verfolgt auf dem Gelände weitere Pläne. So soll neben der Tagesstätte voraussichtlich Mitte 2017 ein Wohnheim für psychisch kranke Menschen entstehen, als Nachfolger für die derzeitige Einrichtung in Kleinlinden im Brandweg. Vorgesehen ist außerdem ein Begegnungszentrum mit einem für alle geöffneten Bistro.
Glückwünsche überbrachten unter anderem die stellvertretende Regionalmanagerin des Landeswohlfahrtsverbands, Romy Heppner, sowie Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich. Die Konversion der einst von US-Soldatenfamilien bewohnten Dulles-Siedlung neige sich dem Ende, freute sich die Bürgermeisterin und wies auf mehrere soziale Einrichtungen in der Nachbarschaft hin: So existiert bereits ein inklusives Wohnprojekt der Lebenshilfe, in Kürze entstehe eine Unterkunft für jugendliche Flüchtlinge.