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Bahnhof Gießen: Selbstjustiz? Tiere qualvoll an Giftködern verendet

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Von: Christoph Hoffmann

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Wegen der Giftköder ermittelt nun die Polizei. © Red

Mehrere Tiere sind am Parkhaus hinter dem Bahnhof in Gießen qualvoll verendet. Unbekannte hatten Giftköder ausgelegt. Die Polizei sucht Zeugen.

Gießen – Am Parkhaus hinter dem Bahnhof sind Giftköder ausgelegt worden, wodurch etliche Tiere verendet sind. Darauf weist Silvia Kepsch hin, die Vorsitzende der Stadttaubeninitiative »Columba Livia« in Mittelhessen. »Bei dem vergifteten Futter handelt es sich um Taubenfutter«, teilt Kepsch mit, »getroffen hat es aber auch Ratten, Amseln und Kaninchen«.

Die Giftköder sind nicht legal ausgelegt worden. Darauf weist Stadtsprecherin Claudia Boje hin. »Der Fall ist beim Ordnungsamt bekannt. Das Rattengift ist entgegen der einschlägigen Bestimmungen der Schädlingsbekämpfungsverordnung ausgelegt worden. Solche Giftköder dürfen im Freien nicht unbedeckt und ungesichert ausgelegt werden.« Derzeit werde versucht, die jeweiligen Grundstückseigentümer zu kontaktieren und sie zur Beseitigung aufzufordern. »Am Freitag werden wir nachkontrollieren und gegebenenfalls dann im Wege der unmittelbaren Ausführung tätig.«

Gießen: Kadaver von mehreren Tieren entdeckt

Die vergifteten Tiere haben auch die Polizei auf den Plan gerufen. Demnach entdeckte eine Streife bereits am Sonntag (13.02.2022) die Kadaver von drei Tauben, einem Kaninchen und einer Ratte. »Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz«, betont Pressesprecherin Sabine Richter. Die Ermittlungen, insbesondere zu der verwendeten Substanz und zum Verursacher, dauern demnach noch an. »Inwieweit die mutmaßlich tödlichen Substanzen im Rahmen einer Schädlingsbekämpfung ausgelegt wurden, ist ebenfalls Gegenstand der laufenden Ermittlungen.«

Kepsch betont in diesem Zusammenhang, dass das Auslegen von Giftködern in dieser Form gegen den Tierschutz verstoße und obendrein eine Gefahr auch für Tiere darstelle, die nicht das Ziel der Schädlingsbekämpfung seien. Nicht nur durch das Gift selbst, sondern auch durch die Kadaver. »Einige der toten Tauben sind bereits von Wildtieren angefressen worden«, sagt Kepsch und fügt hinzu, dass der Hund der Finderin der Köder auch beinahe mit dem Fressen angefangen habe. Neben Tieren könnten aber auch Kinder zu Schaden kommen, warnt Kepsch.

Kadaver von Tieren am Bahnhof in Gießen: Polizei sucht nach Zeugen

»Wir als Stadttaubeninitiative sehen hier natürlich ein großes Problem, dass Gießener Bürger Selbstjustiz anwenden und zu wirklich dem grausamsten Mittel greifen, um sich ihres Problems mit Tauben oder anderen Tieren zu entledigen.« Die Polizei sucht nach Zeugen, die Hinweise geben können. Die Telefonnummer lautet 0641/7006-3555. (chh)

In einem anderen Fall hat ein Hund in Gießen bei einem Spaziergang einen Giftköder gegessen.

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