Taufe auf der Frühjahrsmesse

Gießen (rc). Wo sonst bunte Lampen flackern, Autoscooter über die überdachte Fläche brausen und fetzige Musik erklingt, herrschte plötzlich beschauliche Stille. Rund 50 Schaustellerinnen und Schausteller kamen zum Autoscooter auf den Messeplatz an der Ringallee, um am ersten Reisegottesdienst seit zwei Jahren teilzunehmen, bei dem als Besonderheit die kleine Savanna Kreuser getauft wurde.
Pfarrer Volker Drewes von der evangelischen Zirkus- und Schau- stellerseelsorge freute sich, nach der durch Corona bedingten Pause wieder unter den Reisenden zu sein und mit ihnen einen Gottesdienst zu feiern.
Zu Beginn seiner Predigt holte der reisende Pfarrer einen roten Faden aus seiner Talartasche. Fadenziehen ist ein Glücksspiel und hat in vielen Schaustellerfamilien Tradition. Der Faden ist aus mehreren einzelnen Fäden gewoben, die Drewes Gesundheit, Erfolg, Intelligenz, Schönheit, Freundschaften, Humor, Liebe und mehr nannte. Positive Dinge, die er und die Gemeinde auch für den Täufling Savanna wünschten. Doch es sei keine Goldkordel, sondern ein normaler Faden - also gehörten auch schlechte Laune, Enttäuschung, Missverständnisse, Scheitern, Krankheit, Egoismus und Weiteres dazu. Die seien aber dem Täufling nicht zu wünschen, »werden wahrscheinlich aber doch zum Leben gehören«.
Mit Wasser auf dem improvisierten Altar mit Kerzen und Kreuz taufte der Pfarrer dann Savanna, die in die große Schaustellerfamilie aufgenommen wurde.