Tageseltern sollen günstiger werden
Gießen (seg). Kita-Plätze sind Mangelware. Vor Kurzem erst sagte Schuldezernentin Astrid Eibelshäuser, dass 400 Kinder auf der Warteliste stehen. Eine Alternative zu Kitas ist für manche Eltern die Tagespflege. 38 Tagesmütter und -väter kümmern sich in Gießen zurzeit um 138 Kinder, und der Magistrat plant nun eine Veränderung der Beiträge. Für viele Einkommensgruppen sollen Tageseltern demnach günstiger werden, für Besserverdienende werden die Beiträge aber steigen.
Das geht aus einer Stadtverordnetenvorlage hervor, die am Mittwoch im Sozialausschuss zur Diskussion stehen wird.
Eltern, die weniger als 1000 Euro bereinigtes Nettoeinkommen verdienen, müssen für die Tagespflege bisher nichts bezahlen. Bereinigtes Nettoeinkommen bedeutet dabei, dass vom Verdienst nicht nur Steuern, sondern zum Beispiel auch ein Teil der Miete oder BAföG-Rückzahlungen abgezogen werden, bevor die Eingruppierung in die Beitragsklasse vorgenommen wird.
Genau diese Freigrenze will der Magistrat nun auf 1500 Euro anheben. Stadtsprecherin Claudia Boje erklärt: »Dies erfolgt analog zur Änderung der Kita-Satzung, gültig seit Sommer 2022.« Neben der Anhebung des Freibetrages sollen aber auch viele weitere Beitragsklassen entlastet werden - das teilweise drastisch. Während ein Haushalt mit 1501 Euro bereinigtem Nettoeinkommen bislang zum Beispiel 0,84 Euro pro Betreuungsstunde zahlen musste, sollen es laut dem Magistratsvorschlag in Zukunft nur noch 0,08 Euro sein.
Ab 4250 Euro steigen die Beiträge
Die Entlastung reduziert sich jedoch mit steigendem Einkommen. So zahlt ein Haushalt mit 3000 Euro Netto-Einkommen bisher 1,31 Euro und soll in Zukunft 1,28 Euro zahlen. Und ab 4250 Euro Netto-Einkommen wird in der Vorlage aus einer Entlastung eine Belastung für die Eltern. Während bisher alle, die 4000 Euro und mehr verdienten, 1,65 Euro pro Betreuungsstunde zahlen müssen, sollen in Zukunft ab 4250 Euro 1,71 Euro gezahlt werden und dann für alle Haushalte mit mehr als 4500 Euro 1,82 Euro.
Bei 30 Betreuungsstunden pro Woche und vier Wochen im Monat macht das einen Anstieg von 198 Euro auf 218,40 Euro. Ein Platz in einer städtischen Kita kostet in der Einkommensklasse für 30 Wochenstunden übrigens 261 Euro.
Da gerade die höheren Einkommensgruppen einen großen Teil der Menschen ausmachen, die Tagesmütter und -väter in Gießen in Anspruch nehmen, geht der Magistrat davon aus, mit der neuen Gebührenordnung pro Jahr 18 121 Euro Mehreinnahmen zu generieren.
Laut Magistrat nahmen über das ganze Jahr 2022 verteilt fast ausschließlich Eltern die Tagespflege in Anspruch, die entweder zukünftig nichts dafür bezahlen müssen (70 Haushalte) oder die zusammen mehr als 4250 Euro verdienen (95 Haushalte). Alle anderen Einkommensgruppen spielen zahlenmäßig fast keine Rolle.