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Stufenloser Schiffenberg-Genuss

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Von: Christine Steines

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Peter Meilinger alias Ritter von Treu bei seiner Führung duch die Basilika. © Oliver Schepp

Für Menschen, die alleine leben, war die Notwendigkeit des Rückzugs während der Pandemie besonders hart. Umso mehr genossen rund 100 Senioren und Seniorinnen dieser Tage gemeinsame Stunden auf dem Schiffenberg. Das Seniorenbüro hatte das Beisammensein für die Teilnehmer der sechs Seniorentreffs organisiert.

Eine freudige Überraschung gab es gleich zu Beginn: Die Stufe am Eingang des Schiffenberg-Restaurants wurde entfernt und die Schwelle angeglichen. Für vitale Besucher mag dies eine Kleinigkeit sein. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen bedeutet eine solche Hürde jedoch ein echtes Hindernis, der Weg auf die Toilette wird deutlich erschwert.

Kornelia-Steller Nass, die Vorsitzende des Arbeitskreises für Behinderte, hatte vor einigen Monaten in einem Artikel in dieser Zeitung auf das Problem aufmerksam gemacht und die Stadt um Abhilfe gebeten. Sie freute sich nun ebenso wie Ines Müller (Amt für soziale Angelegenheiten) und die anderen Gäste, dass dieser Bitte entsprochen wurde.

Grund zur Freude gab es an diesem Nachmittag auch in anderer Hinsicht, Die Senioren und Seniorinnen aus den städtischen Treffs waren der Einladung zu einem geselligen Tag gerne gefolgt. Die Pandemie, sei an den älteren Menschen nicht spurlos vorüber gegangen, schildert Seniorentreffleiter Christoph Brumhard, Die lange Zeit der Isolation habe Rückzugstendenzen gefördert und bei manchen Senioren Depressionen ausgelöst oder verstärkt.

Er und seine Kolleginnen aus den sechs städtischen Treffs haben sich darum bemüht, den Kontakt aufrechtzuerhalten, doch sei dies nicht in allen Fällen gelungen. »Jetzt geht es wieder aufwärts, aber man muss etwas dafür tun«, sagt er.

Das macht das engagierte Mitarbeiterteam mit zahlreichen regelmäßigen Aktivitäten. Es gibt gemeinsame Sing- und Bastelstunden, es wird zusammen gekocht und gebacken, und immer steht der gesellige Austausch im Mittelpunkt. Gut angenommen wird auch der »Digital-Kompass«, der den Senioren den Zugang in die digitale Welt ermöglicht.

Damit diese Treffen auch im kommenden Herbst und Winter noch stattfinden können, ist Voraussicht und Vorsorge wichtig. Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher nahm daher die Gelegenheit zum Anlass, an eine erneute Impfung zu erinnern. Die vierte Impfung sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das normale gesellschaftliche Leben aufrecht erhalten werden könne. »Wir erleben ja gerade gemeinsam, wie gut uns das Wiedersehen und die Begegnungen tun«, sagt er.

Die Senioren ließen es sich bei Würstchen sowie Kaffee und Kuchen gut gehen. Stadtführer Peter Meilinger leitete die Gäste in kleinen Gruppen durch die Basilika - im beeindruckenden Gewand des Deutschordens-Ritters Jörg von Treu gab er einen Einblick in die Geschichte des Klosters und das Leben der Menschen. Brumhard lud derweil zum gemeinsamen Singen ein. Auf diese lieb gewordene Tradition hatten die Senioren lange verzichten müssen.

»Ich bin in jedem Jahr dabei und sehr froh, dass wir uns wieder treffen können«, sagte eine alte Dame, Der Seniorentreff sei für sie eine willkommene Ablenkung im Alltag. »Sonst sieht man ja oft tagelang keinen Menschen«.

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