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Ständchen von den Schwestern

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Von: Christian Schneebeck

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Die Evangelische Pflegezentrale feiert ihr 40-jähriges Bestehen. Die Fachkräfte werden traditionell »Schwestern« genannt. Nicht nur der Festakt zeigt: Ansonsten ist die Einrichtung auf der Höhe der Zeit.

Etwas antiquiert wirkt höchstens die Anrede. Denn in guter alter Tradition ist bei der Evangelischen Pflegezentrale Gießen bis heute oft von »Schwestern« die Rede. Die Pflegefachkräfte selbst sind zum 40-jährigen Bestehen der Einrichtung hingegen voll auf der Höhe der Zeit, wie ein Festgottesdienst am Samstagnachmittag in der Petruskirche bewies. Mit Digitalisierung, Ökonomisierung und demografischem Wandel kamen drei große Gegenwartsthemen zur Sprache, die auch die Pflegebranche betreffen. Und mit einer Überraschung lieferten die Mitarbeiter/innen den besten Beleg für die Bandbreite ihres Könnens.

Gepflegt wurde dabei ausnahmsweise mal nicht - sondern nach Kräften gesungen. So machten die ehemaligen Kollegen Linda Sweeney für 25 Jahre bei der Evangelischen Pflegezentrale ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk. Sichtlich gerührt erhielt die Anfang 2019 in Rente gegangene Sweeney, die ein Vierteljahrhundert in Vollzeit tätig war, anschließend das goldene Kronenkreuz der Diakonie. Holger Claes, der Leiter des Diakonischen Werkes, zog zur Feier des Tages gedanklich seinen »diakonischen Hut«.

Carola Schifner nutzte ihre Ansprache lieber, um zurückzublicken auf vier Jahrzehnte Pflegezentrale. Genau genommen sind es mittlerweile schon fast 41 Jahre. Begonnen hatte nämlich alles am 1. Januar 1979 - als Verbund der Gemeindeschwestern im Diakonischen Werk. Im Laufe der Zeit kam reichlich Neues, darunter handfeste Themen wie die Einführung der Pflegeversicherung 1995 und der Umzug der Zentrale in die Carl-Franz-Straße zwei Jahre später, aber auch eher schwer Greifbares wie die digitale Erfassung aller erbrachten Leistungen.

Heute betreue die Pflegezentrale ambulant rund 300 Menschen, berichtete Schifner, die seit 2016 Pflegedienstleiterin ist. Mit noch einmal so vielen mache man alle drei oder alle sechs Monate ein Beratungsgespräch. 44 Mitarbeiter/innen seien dafür im Einsatz. Werktags begäben sich 20 von ihnen morgens und 20 abends auf Tour, am Wochenende und an Feiertagen jeweils zehn. Ein wichtiges Faustpfand sei bei alldem die »Vielfalt« des Teams.

Bürgerversicherung in der Pflege

Die vielfältigen fachlichen Anforderungen skizzierte Geschäftsführer Markus Bernhardt. Zwischen Mitmenschlichkeit als oberstem Gebot und dem »Zwang, wirtschaftlich zu sein« bewege sich die Tätigkeit. Eines dürfe freilich nie verloren gehen: Professionalität. Wie auch der stellvertretende Pflegedienstleiter Andreas Kellermann dankte Bernhardt den Mitarbeitern für »unermüdlichen Einsatz«. Die treffendsten Worte fand indes Pfarrer Matthias Leschhorn. »Mit eurer Arbeit setzt ihr ein deutliches Zeichen, dass diakonische Arbeit erfolgreich ist«, rief er den Besuchern von der Kanzel aus zu.

Neben Sweeney wurden auch Gudrun Kemna (20 Jahre im Dienst) und Kristina Leidich (30 Jahre im Dienst) mit Auszeichnungen bedacht. Kurze Grußworte sprachen Stadträtin Gerda Weigel-Greilich, die bei dieser Gelegenheit für eine Bürgerversicherung in der Pflege plädierte, der Kreisbeigeordnete Hans-Peter Stock, eine Patientin, Dekan André Witte-Karp und Mirko Römer als Vorsitzender des Fördervereins.

Ehe es zu Kaffee und Kuchen ins Gemeindehaus ging, präsentierte Römer der Festgemeinde noch ein spezielles Geburtstagsgeschenk. Der Miniatur-Sessel, den er seinem Publikum mitgebracht hatte, stand dabei natürlich nur symbolisch für das eigentliche Präsent: einen neuen Massagesessel in der Pflegezentrale.

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