Stadt will mehr Kita-Plätze schaffen

Gießen (seg). Einen freien Kita-Platz in Gießen zu ergattern ist schwierig. Wie Vanessa Van Harsselaar, die Abteilungsleiterin für Kindertagesstätten in der Stadt, am Donnerstagabend im Sozialausschuss vorgetragen hat: 190 Kinder unter drei Jahren und 300 Kinder über drei Jahren (Stichtag September 2022) standen zuletzt auf der Warteliste. Der Magistrat will dieses Problem nun mit zwei Maßnahmen angehen:
Einer besseren Vernetzung der Eltern und der Schaffung von mehr Kita-Plätzen in zuvor besonders geschützten Einrichtungen.
Stadträtin Gerda Weigel-Greilich (Die Grünen) sagte zunächst: »Es fehlen auf allen Ebenen Kita-Plätze.« Dafür gebe es mehrere Ursachen: Der Bedarf sei durch den Zuzug von Menschen gestiegen, es gebe eine stärkere Nachfrage nach Ganztagesbetreuung, und mit dem Gute-Kita-Gesetz wurde der Personalschlüssel verändert, sodass mehr Fachkräfte auf weniger Kinder kommen. »Diesen höheren Qualitätsstandard halten wir trotz allem für richtig«, sagte Weigel-Greilich. Die Stadt will nun aber die sogenannte Sozialraumreduzierung angehen.
In Hessen darf eine Kita-Gruppe mit Kindern über drei Jahren aus höchstens 25 Kindern bestehen. Gießen hat diese Zahl in Kitas, die in benachteiligten Quartieren liegen, bislang freiwillig auf 20 Kinder reduziert, um eine bessere Betreuung zu gewährleisten. Van Harsselaar rechnete vor, dass zum Beispiel eine Kita in der Nordstadt, die zur Zeit noch drei Gruppen zu je 20 Kindern betreue, in Zukunft 15 weitere Kinder aufnehmen könne. Die Umsetzung dieser Maßnahme soll nun eng mit der Jugendhilfepflege begleitet werden und für jede Kita eine Einzelfallprüfung beinhalten.
Eine weitere Idee des Magistrats ist es, die Eltern der Stadt besser zu vernetzen. Van Harsselaar erklärte, dass sich die Erziehungsberechtigten so besser aushelfen können, sowohl wenn ein Kind gar keinen Kita-Platz habe, aber auch wenn es zu einem »Wegfall der Randzeiten« komme. Also wenn eine Kita mangels Personal zum Beispiel eine Stunde früher schließen muss. Die Vernetzung könne unter anderem durch Spiel- und Lerngruppen angeregt werden. Die sollen in Familienzentren stattfinden, »damit es noch eine fachliche Verknüpfung gibt«.
Info-Veranstaltung zum Mietspiegel
Ein weiteres Thema auf der Tagesordnung des Sozialausschusses war die Anhebung des Freibetrages für den Besuch von Tagesmüttern und -vätern. Analog zu Kitas sollen Eltern mit einem bereinigten Nettoeinkommen von bis zu 1500 Euro in Zukunft nichts für die Betreuung zahlen müssen. Bisher lag die Grenze bei 1000 Euro. Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.
Ein darauf folgender Antrag der FDP, dass der Schwimmbädereintritt für Jugendliche zu vergünstigten Preisen »unverzüglich« beworben und verkauft werden sollte, wurde in modifizierter Form angenommen. Die Stadt will den Eintritt mit dem Verkauf des Ferienpasses im Juni verknüpfen.
Für eine längere Diskussion sorgte ein Antrag der CDU, eine Info-Veranstaltung zum kommenden Mietspiegel zu machen. Knackpunkt war der Zeitraum, wann diese Veranstaltung stattfinden solle. OB Frank-Tilo Becher (SPD) scheint vor den Sommerferien »plausibel« zu sein. Man einigte sich schließlich darauf, den Zeitpunkt mit dem ALP Institut, das den Mietspiegel für die Stadt erstellt, abzustimmen.