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Gegendemonstranten machen Corona-Demo in Gießen zum Spießrutenlauf

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Von: Sebastian Schmidt

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Die Omas gegen rechts erwarten die Demonstration der Kritiker der Corona-Maßnahmen bereits. Kommende Woche will das Bündnis »Gießen bleibt bunt« einen noch größeren Gegenprotest organisieren.
Die Omas gegen rechts erwarten die Demonstration der Kritiker der Corona-Maßnahmen bereits. Kommende Woche will das Bündnis »Gießen bleibt bunt« einen noch größeren Gegenprotest organisieren. © Oliver Schepp

Während immer weniger Impfgegner und Kritiker der Corona-Maßnahmen an den Montagsdemos teilnehmen, werden die Gegenproteste größer. Gleich an zwei Stellen in der Innenstadt wurden die Demonstranten diesen Montag vom Bündnis »Gießen bleibt bunt« in Empfang genommen.

Gießen – Wer am Montag (17.01.2022) um 18 Uhr vor dem Rathaus gestanden hat, konnte sich erst nicht sicher sein: Findet heute überhaupt eine Demonstration von Gegnern der Corona-Maßnahmen statt? Die Menschen standen diesmal nämlich weiter verteilt auf dem Berliner Platz und viele spätere Demonstrationsteilnehmer warteten an den Bushaltestellen oder vor dem Kinopolis und beobachteten die Situation zunächst vom Rand aus. Als die Versammlungsbehörde jedoch um kurz nach 18 Uhr die Teilnehmer der nicht angemeldeten Demonstration aufforderte, den Platz zu verlassen, begann das gleiche Spiel wie in den vergangenen Wochen: Die rund 80 Menschen vereinten sich zu einem Demozug und setzten sich in Richtung Fußgängerzone in Bewegung. Dort wurden sie aber bereits an zwei Stellen von Gegenprotesten des Bündnisses »Gießen bleibt bunt« erwartet.

Corona-Demos in Gießen: „Egos groß, Solidarität klein“

Vor dem TK Maxx an der Ecke Seltersweg/Neuenweg standen wie bereits die Woche zuvor rund 20 Menschen, um die Kritiker der Corona-Maßnahmen in Empfang zu nehmen. Schon von weitem war Marco Rasch von »Die Partei« zu hören, der durch sein Megafon rief: »Spazierengehen ist schlecht für ihre Gesundheit«, und anschließend an die momentane Inzidenz in Gießen erinnerte und aufforderte, mehr Abstand zueinander zu halten. Die Kritiker der Corona-Politik mussten dort durch ein Spalier aus Gegendemonstranten laufen. Eine Szene, die sich wenige hunderte Meter weiter wiederholte.

Denn an der Ecke Seltersweg/Löwengasse standen bereits 40 »Omas gegen rechts« mit ihrer Anhängerschaft bereit: Sie trugen Schilder, auf denen zum Beispiel »Egos groß, Solidarität klein« stand und beschallten die Fußgängerzone in einer Dauerschleife mit »Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn hin? Dass sie sich bloß nicht verlaufen!« Wieder mussten die Demonstrationsteilnehmer einen Spießrutenlauf durch den Gegenprotest machen.

Corona-Demos in Gießen: „Durchmischung mit Rechten“ stört „Omas“

Inge Bietz von den Omas erklärt: »Was uns am meisten stört, ist, diese Durchmischung mit rechten Gruppen und Querdenkern.« In den vergangenen Wochen waren in Gießen an den Montagsdemonstrationen unter anderem Mitglieder der AfD mitmarschiert. Und auch Naber Keweloh von den Jusos Gießen, die sich ebenfalls an den Gegenprotesten beteiligten, kritisiert, dass die »Spaziergänger« in der Nähe von »Verfassungsfeinden und Antisemiten« agieren. Er nennt als Beispiel den Gießener Ableger der »Studenten stehen auf«, der zu den Montagsdemonstrationen aufruft. Diese Gruppe habe in der Vergangenheit vor Gerichten in der Stadt weiße Rosen abgelegt, um gegen Corona-Urteile zu protestieren. Damit setzen sie den Widerstand gegen die Pandemiegesetze mit dem Widerstand gegen Nazideutschland gleich. »Das ist eine Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus«, so Keweloh.

Das Bündnis »Gießen bleibt bunt« plant, den Protest auszuweiten und nächsten Montag noch größer in der Innenstadt aufzulaufen. Die Polizei zieht derweil eine positive Bilanz: Die unangemeldete Demonstration sei friedlich verlaufen. Bei 25 Teilnehmern wurden die Personalien festgestellt, um Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. Insgesamt gab es in ganz Mittelhessen am Montag (17.01.2022) 31 Veranstaltungen rund um die Corona-Proteste.

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