Sparen bei Blumen und Spargel

Kein Sonnenblumenöl mehr im Supermarkt, Benzin teuer wie nie: Nach der Corona-Pandemie treibt nun auch der Krieg in der Ukraine die Preise nach oben. Spürbar ist das auch auf dem Gießener Wochenmarkt - selbst dort, wo es nur Regionales gibt.
Spargel - ein Muss in der Karwoche. Aber 16 Euro pro Kilogramm? Manche Kunden deuten auf dem Gießener Wochenmarkt lieber auf die etwas günstigere Sorte. Zwar sind die weißen Stangen billiger als im Vorjahr zu Ostern. Doch »man merkt, dass die Leute zurückhaltender sind«, sagt Markthändler Michael Zörkler. »Sie haben Angst und fragen sich, ob ihr Geld künftig noch reicht.« Die Lebensmittelpreise sind vielerorts ein Thema, berichten Verkäufer auf dem Markt. Dabei haben sie ihre Kostensteigerung oft noch gar nicht an die Verbraucher weitergegeben.
Dünger, Diesel, Erde werden teurer
»Viele Leute sind überrascht, dass das Gros der Preise stabil ist«, berichtet Zörkler. Paprika koste derzeit ein Drittel mehr als zu den günstigsten Zeiten; solche Ausreißer seien um diese Jahreszeit normal. Der Preis für Kräuter schieße allerdings wegen der Krise in die Höhe. »Das hat offenbar mit Dünger zu tun.« Weitere Verteuerungen seien wohl unvermeidlich, so Zörkler. »Die Spritpreise werden durchschlagen.«
Manfred Menz verkauft ausschließlich eigene Produkte, doch der Gärtner seufzt: »Alles, was ich kaufe, wird teurer. Gas, Erde, Nützlinge, Samen, Töpfe...« Im Moment profitieren seine Kunden sogar davon. »Paradox - aber ich reduziere die Preise, um zu sparen.« Zum Sonderpreis preist der Busecker Endiviensalat an. Denn sein Foliengewächshaus braucht weniger Heizung als die Gewächshäuser aus Glas. Dorthin sollen deshalb andere Pflanzen umziehen - doch noch ist das Folienhaus voller Endivien, die jetzt schnell verkauft werden sollen. Stehen bei Menz Preiserhöhungen an? »Das kann passieren. Aber ich versuche, es zu vermeiden.«
An der Heizung sparen - darauf setzt auch der Gießener Gartenbaubetrieb Koch. »Wir haben die Tomaten in diesem Jahr deshalb drei Wochen später gepflanzt als sonst«, berichtet Chefin Astrid Koch.
Schwungvoll bindet Boris Tippmann einen Strauß. 20 Euro verlangt er dafür, »früher wären es vielleicht 15 gewesen«. Seine Blumen stammen aus den Niederlanden oder - »Fairtrade!« - aus Kenia. Allein die Transportwege lassen die Preise in die Höhe schießen. »Das kann ich aber nicht eins zu eins weitergeben«, sagt der Florist aus Wölfersheim. »Blumen sind ein Luxusgut.«
Also werde seine Gewinnspanne schmaler. Mit Einsparungen beim Personal und dem Zusammenlegen von Fahrten versucht Tippmann, seine Kosten zu drücken. »Das Wichtigste ist, dass man nicht an der Qualität spart. Das rächt sich.«
»Höhere Preise werden kommen«, sagt die Verkäuferin einer Metzgerei, die Tiere von heimischen Bauern bezieht. Diese verlangten deutlich mehr Geld für Fleisch.
Hauptsorge ist »der Irre in Moskau«
Im Brotatelier in der Fußgängerzone kostet ein Roggenbrot jetzt 4,90 statt 4,40 Euro. Das Mehl sei um ein Drittel teurer als vor einigen Monaten, sagt René Geisler. Noch härter wirkten sich die hohen Energiepreise aus. Seine Erfahrung: »Unsere Kunden haben meistens Verständnis. Sie sehen ja jeden Tag im Supermarkt, dass es eine Krise gibt.« Die macht etlichen Verbrauchern und Händlern schwer zu schaffen. Doch auf die Frage, ob er um seinen Betrieb fürchte, schüttelt Markthändler Menz den Kopf: »Meine einzige Sorge ist, dass der Irre in Moskau auf den Atomknopf drückt.«