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Souveräne Nachwuchstalente

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Von: Sascha Jouini

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Pianistin Da Young Kim freut sich über den Applaus. © Sascha Jouini

Gießen . Erfreulicherweise wird die bewährte Kooperation zwischen der Musikhochschule Frankfurt und dem Philharmonischen Orchester fortgesetzt, nun unter dem Titel »Junges Podium«. Im Rahmen dieser Reihe war am Mittwoch im Stadttheater eine anregende Werkfolge zu erleben, die Kompositionen aus Nord- und Südeuropa verband. Bereichernd auch die Konfrontation mit unterschiedlichen Soloinstrumenten:

Während das Klavier im Konzertleben omnipräsent ist, begegnen einem Harfe und Fagott in dieser Rolle seltener. Vor einer Jury aus Musikprofessoren sowie dem neugierigen Publikum legten Harfenistin Sara Esturillo, Fagottistin Charlotte Sutthoff und Pianistin Da Young Kim in Begleitung des Philharmonischen Orchesters ihr Konzertexamen ab. Die Nachwuchstalente erwiesen sich über jeden Zweifel erhaben.

Sara Esturillo hat, wie sie im Gespräch mit Generalmusikdirektor Andreas Schüller erzählte, im Alter von neun Jahren mit dem Harfespielen angefangen - nachdem sie das Zupfinstrument in einer TV-Sendung gesehen hatte. Die Bearbeitung des »Concierto de Aranjuez« (1939) von Joaquin Rodrigo biete sich an, da auf der Harfe technisch realisierbar. Esturillo demonstrierte, dass das Konzert darauf genauso reizvoll wirken kann wie im Gitarren-Original. Sie interpretierte den »Allegro con spirito«-Kopfsatz vornehm dezent, auch das Orchester unter Leitung von Andreas Schüller spielte mitunter federleicht. Solistin und Ensemble brachten die Unbeschwertheit dieses Fandangos lebhaft zur Geltung; tadellos die Interaktion. Man merkte der spanischen Absolventin an, in welchem Maße es für sie Herzensangelegenheit war, sich Musik ihres Heimatlandes zu widmen.

Ohne Scheu vor Vergleichsmöglichkeiten bei einem der populärsten klassischen Werke des 20. Jahrhunderts fand Esturillo im Adagio ihre eigene Expressivität und traf gemeinsam mit dem Orchester die Melancholie. Auch improvisatorisch anmutende Passagen beherrschte sie. Den Trübsinn wischte das optimistische Rondo-Finale beiseite. Wieder erhielt die Solistin unter dem sensiblen Dirigat Schüllers genügend Raum zur Entfaltung.

In puncto Virtuosität und Gestaltungsfreude ebenbürtig erwies sich Fagottistin Charlotte Sutthoff bei Bernhard Crusells »Concertino« B-Dur. Das 1829 entstandene Werk des schwedischen Komponisten führte in andere Klangwelten. Ob nun die Fingerfertigkeit und Blastechnik bei weitem Tonumfang oder die Verzierungskunst - makellos meisterte Sutthoff jede Hürde und fesselte mit ihrer spannenden Interpretation. Dabei lagen ihr ebenso melodisch-ruhige Passagen oder konzentrierte Dialoge mit dem Orchester.

Eine Glanzleistung vollbrachte nach der Pause auch die aus Seoul stammende Pianistin Da Young Kim in Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll. Mit ihrem kraftvollen Vortrag setzte sie beim akkordischen Beginn sogleich ein Ausrufezeichen. Im Verlauf des ersten Satzes gelang ihr das spielerisch Leichte gleichermaßen gut wie poetische Momente. Zuweilen untermalte die Solistin das Orchester und bediente sich dabei einer reichen Farbpalette; selbst zarte Pianissimi ließ sie leuchten. Alle drei Solistinnen wurden mit viel Beifall bedacht. Sascha Jouini

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