Sorgenvoller Blick in die Zukunft
Gießen (zy). Die Justus-Liebig-Universität (JLU) erwartet finstere Zeiten, was ihre eigenen Finanzen betrifft. Das verdeutlichte auch Kanzlerin Susanne Kraus bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2021. Der war unterm Strich zwar positiv, jedoch sorgt sich der Senat in den aktuellen Krisenzeiten auch um die fiskale Zukunft.
»Die schwierige Situation im Energiebereich und auf dem Baumarkt wirkt sich direkt und in voller Härte auf die JLU aus«, sagt Kraus. 2021 brachte aber dennoch ein positives Jahresergebnis von 16,5 Millionen Euro. Im Vorjahr war es ein Minus von 7,3 Millionen. Das Plus resultiert aber daraus, dass Mittel in 2021 nicht ausgegeben werden konnten, da Sanierungs- und Baumaßnahmen wegen »pandemiebedingten Lieferkettenproblemen« verschoben werden mussten. »Das Geld ist bereits gebunden und eröffnet uns keine neuen Handlungsspielräume«, betonte Kraus, dabei seien Spielräume gerade wegen der unkalkulierbaren Entwicklung der Energiekosten gerade so wichtig. Die JLU rechnet für 2022 beim Energieverbrauch mit einer Kostensteigerung von 10 Millionen Euro, falls die bereits eingeleiteten Energiesparmaßnahmen die Kosten nicht verringern können.
Nach 2021 geht es wohl bergab
Die Erträge der JLU aus 2021 sind um 33 Millionen auf 472,2 Millionen gestiegen. 324,7 Millionen entfielen dabei auf die Grundfinanzierung des Landes. Ein erneutes Plus, diesmal neun Millionen Euro, gab es bei den Drittmitteleinnahmen. 92,5 Millionen Euro Forschungsgelder wurden akquiriert. Im Vorjahr waren das noch knapp acht Millionen Euro weniger. 128,5 Millionen eigene Einnahmen konnte die JLU insgesamt erzielen. Zusätzlich zu den Drittmitteln sind da noch Fördermittel aus dem Landesexzellenzprogramm LOEWE (7,3 Millionen), anderen Aktivitäten (28,7 Millionen) und Mitteln des Landes (12,8 Millionen) für Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu nennen. Investiert wurden hingegen unter anderem 55,8 Millionen in die Infrastruktur. In Zukunft wird die Energiekrise, aber auch die Inflation für Preissteigerungen sorgen. Von mindestens 14 Prozent geht die JLU beim Bauen aus.
Mit Sparen durch den Winter
Auch die Strompreise werden wohl deutlich anziehen. Der gültige Vertrag der JLU mit einem Versorger läuft am Jahresende aus - aktuell laufen Vertragsverhandlungen. Zwar erhält die JLU über den Hochschulpakt mehr Geld vom Land, das alleine könne die Energiekosten aber nicht abfedern. Bund und Länder müssen weiter aushelfen, betonte Kraus. Alles sei noch sehr unsicher, aber »wir hoffen, dass der geplante 200-Millionen-Euro-Schirm auch uns Hochschule bei der Bewältigung der Energiekrise substanziell helfen wird.«
Sparmaßnahmen sind derzeit in vielen Gebäuden der JLU zu finden. Auf Fernwärme, vor allem aus Gas, setzt die Uni. Russlands Krieg in der Ukraine und die Gasknappheit schlagen daher Wellen bis auf den JLU-Campus. Die Hochschule bereitete ihre rund 27 500 Studierenden bereits in Rundmails auf die Energiesparmaßnahmen vor. 25 Prozent weniger Energie soll in der aktuellen Heizperiode verbraucht werden. Maßnahmen wie Wärmeorte und die Drosselung der Temperatur auf maximal 19 Grad sollen bei den gesetzten Sparzielen helfen. Mitarbeiter im Homeoffice hätten hingegen kaum Einsparungen gebracht, da Gebäude weiter im Betrieb gehalten werden mussten, sagte Kanzlerin Kraus. Der Einfluss auf den Uni-Alltag wurde auch im Senat angesprochen.
Uni-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee betonte, dass es für die JLU als Großverbraucher auch um Verantwortung gehe und nicht bloß um finanzielle Aspekte. Aktuell profitiere man zwar von einem milden Oktober, aber es gebe auch erste Hinweise, dass die auferlegten Sparmaßnahmen an der Uni wirken. »Das ist kein Stochern im Nebel für uns«, meinte Mukherjee. Er hofft, dass die Universität »mit einem blauen Auge« aus der kalten Jahreszeit herauskommen kann.