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Singen für Kinder in Not

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Von: Katrin Hanitsch

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Sternsinger03_301222_4c © Katrin Nahrgang

Von heute an sind die Sternsinger wieder in der Stadt unterwegs. Keine Selbstverständlichkeit, denn auch hier hat die Kirche Nachwuchssorgen. Doch in der St.-Bonifatius-Gemeinde haben sich einige Kinder in den vergangenen Wochen gut auf diese Aufgabe vorbereitet.

Violettes Gewand, goldener Umhang - Lilli gefällt ihr Outfit. Doch ihre Mutter schreitet ein, zieht aus dem Stapel bunter Gewänder ein rotes hervor und reicht es ihrer Tochter. Bei Erik dagegen geht es in erster Linie um die Größe, dem Kleinsten in der Runde sind viele der Kleidungsstücke zu lang. Doch schließlich haben alle Kinder etwas Passendes gefunden. Diakon Lukas Tyczka holt die Sterne und Kronen aus dem Fundus von St. Bonifatius und dann sind sie so gut wie fertig: Die Sternsinger sind bereit, den Segen zu verteilen.

Heute ist der große Tag. Zuerst geht es für die Jungen und Mädchen zur Segensfeier in die Kapelle von St. Bonifatius, danach raus auf die Straße. Singen, Segen austeilen, Spenden sammeln. Einige sind zum ersten Mal dabei, ein paar haben schon Erfahrung. Doch die Organisatoren plagen Nachwuchssorgen, wie so viele andere, die auf Ehrenamtliche angewiesen sind. Zum Vorbereitungstreffen in St. Bonifatius sind nur eine Handvoll Kinder gekommen. Viele sind krank, andere während der Sternsingeraktion - die in den Schulferien stattfindet - im Skiurlaub. Er rechne damit, dass die Gruppe aus St. Bonifatius mit sechs Kindern unterwegs sein wird, dazukommen 14 Kinder der St.-Albertus-Gemeinde in der Nordstadt, sagte Tyczka Ende Dezember. Der Diakon ist für den katholischen Pastoralraum Gießen-Stadt zuständig, der die Kirchengemeinden von St. Albertus, Maria Frieden, St. Bonifatius und St. Thomas Morus umfasst. Tyczka ist dennoch zufrieden. »Ich habe mit null gerechnet«, sagt er mit Blick auf vergangene Jahre.

Kein Wunder also, dass die Sternsinger nicht an jede Tür klopfen können, sondern nur Menschen besuchen, die sich zuvor angemeldet haben. Dafür werde er allerdings keine Werbung machen, sagte Tyczka beim Vorbereitungstreffen. Es seien auch ohne Ankündigung schon reichlich Besuchswünsche eingegangen.

Schutz vor Gewalt im Mittelpunkt

Eine Alternative zu den Besuchen sind die Segensbriefe, die in der Kirche ausliegen. Sie beinhalten einen Informationsflyer, den Segensaufkleber für die Tür und eine Spendentüte. Auch sie wurden von den Sternsingern, ihren Eltern und Helfern gepackt, 350 Stück insgesamt.

Die Gießener Sternsinger haben in den nächsten Tagen ein volles Programm. Einer der Höhepunkte werden morgen die Besuche bei der Polizei, der Feuerwehr, dem Oberbürgermeister, in einem Altenheim und bei anderen Repräsentanten des öffentlichen Lebens sein. Erst am Sonntag legen sie während des Gottesdienstes die Kronen wieder ab. Das symbolisiere, dass nicht sie die Könige sind, sondern Jesus, erklärt Tyczka. Bis dahin werden sie die drei eingeübten Lieder singen, durch die Straßen ziehen, gemeinsam Pizza essen und natürlich Gutes tun.

Wofür sie das alles in ihren Ferien machen, erfuhren sie ebenfalls beim Vorbereitungstreffen. Die gesammelten Spenden werden in diesem Jahr dazu eingesetzt, Kinder - vor allem in Asien - vor Gewalt zu schützen. Stellvertretend für die vielen Hilfsprojekte, die mit der Aktion bedacht werden, lernen die angehenden Sternsinger die Organisation Arek Lintang (ALIT) kennen, die Kinder in Indonesien unterstützt. Es gehe beim Dreikönigssingen darum, dass Kinder hier bei uns etwas für Kinder auf anderen Erdteilen tun, erklärte Tyczka.

Bei aller Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit des Themas ist es dem Diakon wichtig, dass die Kinder Spaß haben und nicht überfordert werden. Denn nur so haben sie im nächsten Jahr Lust, wieder dabei zu sein. sich die Krone aufzusetzen, für fremde Menschen zu singen und durch ihre Spendensammlung das Leben für andere Kinder ein bisschen unbeschwerter zu machen. Und wer weiß: Vielleicht darf Lilli dann auch das violette Gewand tragen.

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