»Schutz und Sicherheit für alle gewaltbetroffenen Frauen«

Gießen (seg). Einen Tag vor dem heutigen Internationalen Frauentag haben die Autonomen Frauenhäuser in Deutschland bereits am Dienstag zum Streik aufgerufen, so auch in Gießen. Während normalerweise Streikende bessere Arbeitsbedingungen für sich erkämpfen wollen, ging es den Frauenhausmitarbeiterinnen um eine Verbesserung für die Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden.
Denn deren Lage sei weiterhin prekär.
Wie eine Analyse des Recherchenetzwerkes Correctiv. local zeigt, waren die Frauenhäuser, die ihre freien Plätze über eine Online-Datenbank abgleichen, im Jahr 2022 zu 83 Prozent belegt. Dass heißt, dass an 303 von 365 Tagen keine Frauen aufgenommen werden konnten. Die Belegungsquote des Autonomen Frauenhauses in Gießen war mit 88 Prozent sogar noch etwas höher als der Bundesdurchschnitt.
Bürokratische Hürden abbauen
Und auch gestern sagte Frauenhausmitarbeiterin Serife Deniz: »Wir sind komplett belegt.« Eine Forderung der Streikenden sei deswegen, dass ein niedrigschwelliger und unbürokratischer Schutz für alle Frauen und deren Kinder ermöglicht werde. Dabei gehe es nicht nur um die bessere Finanzierung von mehr Frauenhausplätzen. Auch Sprachbarrieren und langwierige Finanzierungsfragen überlasten viele Gewaltopfer, vor allem Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus wissen oft nicht weiter. »Das sind Hürden«, sagte Frauenhausmitarbeiterin Alina Jesinghausen und fügte hinzu: »Und dadurch ist kein umfassender Schutz gewährleistet.«
Sicherheit vor Sorgerecht
Ein weiterer Punkt, für den die Frauenhausmitarbeiterinnen auf die Straße gingen, ist das Umgangsverfahren. Jesinghausen erklärte, dass ein Mann, der seine Frau geschlagen habe, bereits nach vier Wochen in einer Anhörung erwirken könne, sein Kind zu treffen. »Das sehen wir ganz kritisch.« Es müsse sichergestellt werden, dass der Gewaltschutz für alle gelte, der Schutz der Kinder ergebe sich bereits aus der Istanbulkonvention. Diese Europaratskonvention zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt ist 2018 in Deutschland in Kraft getreten. »Wir müssen zusehen, dass sie auch umgesetzt wird«, sagte Jesinghausen. Frauenhausmitarbeiterin Anja Mohn fügte hinzu: »Deswegen fordern wir auch Fortbildungen für Familienrichter.«
Die größte Veranstaltung im Zusammenhang mit dem Streik der Autonomen Frauenhäuser war für 300 Personen in Berlin angemeldet gewesen. Mit einem Stand im Seltersweg wollten die Frauenhausmitarbeiterinnen gestern auch in Gießen über die Lage informieren. Und wie Jesinghausen sagte: »Um ein kleines solidarisches Zeichen zu setzen«.