Rüstungswettlauf weltweit ächten

Gießen (bac/mac). Mit dem Antikriegstag setzt der Deutsche Gewerkschaftsbund an jedem 1. September ein Zeichen für den Frieden, und das schon seit 65 Jahren - als mahnende Erinnerung an den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Der DGB Mittelhessen veranstaltete zu diesem Datum am Donnerstag eine einstündige Gedenkfeier auf dem Kirchenplatz.
60 Teilnehmer folgten dem Aufruf.
»Die Grundidee, wie Völker möglichst ohne Krieg Konflikte lösen könnten, muss weiterverfolgt werden, selbstverständlich unter Berücksichtigung der realpolitischen Ausgangssituation,« sagte Gewerkschaftssekretär Robin Mastronardi. Die Gewerkschaft wolle diesen Tag nutzen, um - gemeinsam mit allen demokratischen Kräften der Stadt - sich für den Frieden einzusetzen. »Aus dem Zweiten Weltkrieg haben wir gelernt und sind gegen jeden Rüstungswettlauf weltweit«, erklärte Klaus Zecher, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Gießen, in seinem Grußwort. Frieden lasse sich nicht durch Waffen schaffen. Daher wehrte er sich gegen das Ziel der Bundesregierung, zwei Prozent des Bundeshaushalts für den Wehretat einzubringen. Diese Gelder würden an anderer Stelle fehlen und soziale Ungerechtigkeiten verschärfen.
Afghane und Ukrainerin berichten
Mit dem jungen Afghanen Millad Paryani und der Ukrainerin Polina Turiyanskaya kamen zwei junge Menschen zu Wort, die direkt und unmittelbar durch Kriegsereignisse betroffen sind. Paryani flüchtete mit 14 Jahren aus Afghanistan und schilderte die aktuelle Situation in seinem Heimatland, nachdem vor einem Jahr die Taliban die Herrschaft dort erneut übernommen hatten. Seit einem Jahr gebe es keine Freiheit, keine Sicherheit mehr in diesem Land, die Frauen würden systematisch aus dem öffentlichen Leben herausgedrängt. »Ich weiß, dass durch die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine dieser Konflikt in den Hintergrund getreten ist. Meine Bitte: Vergesst Afghanistan nicht«, appellierte er.
Polina Turiyanskaya beschrieb einmal mehr die komplizierte Situation der ukrainischen Bevölkerung: Die Hälfte ihrer Verwandtschaft lebe in Russland, die andere Hälfte in der Ukraine. Für sie habe der Krieg nicht erst 2022 begonnen, sondern bereits mit der Annektierung der Krim 2014. »Die Ukraine zahlt jetzt einen blutigen Preis.«
Bevor sich die Teilnehmer der Veranstaltung zu einem lebenden Peace-Zeichen formierten, erinnerte Desiree Becker (Sea-Eye und DGB-Jugend Mittelhessen) daran, dass an den europäischen Außengrenzen, im Mittelmeer täglich Menschen stürben. Rund 100 Millionen Menschen seien derzeit auf der Flucht. Alle diese Menschen benötigten unsere Unterstützung. In diesem Zusammenhang bekräftige Moni Lux vom Friedensnetzwerk Gießen dessen Ziel, die Ächtung sämtlicher Atomwaffen voranzutreiben.
Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkstunde von der Gießener Singer- und Songwriterin Kim.
Protest auch am Berliner Platz
Zeitgleich hatte das Aktionsbündnis Antikriegstag zu einer Veranstaltung auf den Berliner Platz eingeladen. Dort versammelten sich etwa 90 Personen, wie Anmelderin Martina Lennartz von der DKP der GAZ erklärte. Ihr Parteikollege Henning Mächerle eröffnete die Veranstaltung vor dem Rathaus. »Wir solidarisieren uns mit der Bevölkerung in der Ukraine, die die schwerste Last des Krieges trägt, zeitgleich sind wir solidarisch mit der russischen Bevölkerung. In kriegerischen Auseinandersetzungen ist es immer die Klasse der Arbeiter, die leidet«, sagte Mächerle und forderte zum Abschluss ein »Ende des Krieges und die Aufnahme von gleichberechtigten Verhandlungen, ein Ende der Sanktionen und der Waffenlieferungen, militärische Ab- und soziale Aufrüstung sowie bezahlbare Lebensmittel und Energiepreise«.
Für Montag, 5. September, um 18 Uhr rufen DKP und SDAJ Gießen gemeinsam zu einer Protestkundgebung vor dem Kundenzentrum der Stadtwerke am Marktplatz auf. Das Motto der Veranstaltung: »Heizung, Brot und Frieden!«