Rödgen feiert Rückkehr der fünften Jahreszeit

Gießen-Rödgen (rc). Das Feiern haben die Rödgener trotz Corona nicht verlernt. Das wurde deutlich bei der großen Faschingssitzung des Karnevalclub Rödgen (KCR) im ausverkauften Bürgerhaus. Gute Laune und mit tolle Stimmung herrschte von Anbeginn in der Narhalla, begleitet vom Rocksong der Gruppe BAP »Verdamp lang her«, um gleich auf den nächsten Song einzustimmen und deutlich zu machen »Wir sind alle da«.
Mit der Mini-Garde marschierte der Elferrat durch die Reihen des Publikums, das überwiegend verkleidet war. Emotional zeigte sich Sitzungspräsidentin Lena Horn, als sie von der Bühne das Mikrofon ergriff. Es waren Freudentränen nach der zweijährigen Abstinenz. Mit Marcelle Hilden geleitete sie durch den Abend, und der hatte anfangs Bedenken: »Wir sind ein bisschen eingerostet.« Doch die lockere Stimmung des Publikums wirkte wie Rostlöser.
Die Kleinsten gefielen mit ihrem Tanz »Nobody is perfect«; trainiert wird die Mini-Garde von Ayleen Bepperling und Johanna Damasky. Stehvermögen mussten die Gäste im Saal beim Auftritt der »Aandorfer Domspatzen« beweisen. Nach der Frage »Seid ihr gut drupp«, von Frontmann Stefan Burger verbrachten sie den Auftritt der Männer aus dem Stadtteil am anderen Ende mit Schunkeln, Klatschen und Singen nicht auf den Stühlen. Burger kündigte an »Wir probieren, das Bürgerhaus abzureißen« - doch das gelang den Burschen dann doch nicht. Aber sie schafften es, die Stimmungstemperatur im Saal hochzutreiben.
Fünkchen Fenja Hilden wirbelte unbeschwert über die Bühne, als Solotänzerin zeigte Pia vom Corps der Majoretten gekonnt einen Tanz. Der KCR hat derzeit sechs Tanzgruppen, und alle zeigten ihre Vorführungen dem begeisterten und dankbaren Publikum: Die Midi-Garde und Tanzpaar, die Garde, »Ahhh schwierig« und Rüsselelfen gestalten das Programm mit, nachdem auf der Bühne immer wieder gestreut wurde. »Die Stadthallen GmbH meint es zu gut mit dem Bohnern«, sagte der Sitzungspräsident mit Blick auf die »Streueinlage«.
Spitze Kommentare zur Ortspolitik
Einiges in der Ortspolitik sei verwunderlich und auch »zum Kichern«, meinte der »Ortsvorsteher in spe«, Alexander Rein. Dass der Oberbürgermeister die wichtige Funktion des Kämmerers an den grünen Bürgermeister abgeben hat, gefiel dem Büttenredner gar nicht. Mit spitzer Feder hatte er die politischen Ereignisse in Rödgen zu Papier gebracht: Die Stimmung im Dorf scheint nicht gut zu sein: Da werden Vereine kritisiert, die Kirmes sei zu laut, und keiner traue sich, Gesicht zu zeigen, was Buhrufe aus dem Publikum bestätigten. Langanhaltender Beifall bewies: Der Redenschreiber hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
Schon beim Einzug in den Saal mit ihrem Reisegepäck hatte Lore Klein aus Salzböden die Lacher auf ihrer Seite. Dicke Beine vom Flug, Schilderungen aus ihrer Ehe, Probleme mit der Kleidergröße und Erlebnisse von der Copacabana, die mit dem Ablegen ihres Kleides und einem Tanz endeten, sorgten für Lacher. Bella Belvue alias Isabell Göhl aus Rodheim erzählte aus der Bütt Lebenserfahrungen.
Schwungvoll wirbelten die Rorremer Dorfdäncer mit ihren Trainingsanzügen über die Bühne. Erzähler Björn Arnold kam am Ende der Geschichte vom Grüffelo zur Erkenntnis: Es gibt ihn doch den Karnevallissimo. Und der heißt beim KCR Jochen Müller. Er ist der Vorsitzende und beeindruckte mit einem quirligen Tanz. Gäste aus Buseck sind gerne gesehen bei den Rödgenern Karnevalisten: Die Showtanzgruppe »Maxims« vom Carnevalverein Alten-Buseck tanzte diesmal zu »Die Schöne und das Biest«.
Schließlich beendeten die Rüsselelfen das Bühnenprogramm mit einem akrobatischen Tanz. Die fünfte Jahreszeit ist Gott sei Dank auch in Rödgen wieder in gewohnter Weise eingekehrt.
