Ein Riesenspaß
Das erste Gießener Musical feierte Premiere im Wiesecker Bürgerhaus. Katrin Gagelmanns schwungvolle Inszenierung des Elvis-Musicals »All Shook up« trifft musikalisch und tänzerisch auf den Punkt und macht einen Riesenspaß. Die Zuschauer waren am Ende restlos begeistert, und es hielt sie nicht mehr auf den Plätzen: Volltreffer.
Das erste Gießener Musical feierte Premiere im Wiesecker Bürgerhaus. Katrin Gagelmanns schwungvolle Inszenierung des Elvis-Musicals »All Shook up« trifft musikalisch und tänzerisch auf den Punkt und macht einen Riesenspaß. Die Zuschauer waren am Ende restlos begeistert, und es hielt sie nicht mehr auf den Plätzen: Volltreffer.
Herausgebracht hat die Sache der Musical Kultur Gießen e. V., unter anderem mit der Unterstützung des Kulturamts und der Musikschule Gießen. Und man scheute keine Mühe: 30 Darsteller und Tänzer zischen über die stimmungsvoll dekorierte Bühne und durch den Saal, und eine fabelhafte 12köpfige Band sorgt für die effiziente musikalische Grundlage (musikalische Leitung: Yannick Bernstorff). Es geht um den Tramp Chad (mit überzeugend lässigem Charme: David Rink), der in ein geordnetes kleines Kaff kommt und die süße Mechanikerin Nathalie (authentisch schüchtern: Caroline Kenntemich) trifft – werden sie zueinander finden? Da die Story nach Shakespeare geschrieben wurde, geht das klar. Hauptdarsteller Rink rollt sogar auf einem coolen Chopper (na gut, keine Harley) durch den Saal. Die Story, wie die jungen Leute schließlich zu einer offeneren Auffassung zur Lebensfreude und einem Partner fürs Leben gelangen, hat Marie Luise Balser großartig choreografiert. Ein Quartett junger Damen etwa sorgt für beständige Action, und alle Darsteller agieren flüssig und häufig elegant – ständig herrscht Action auf der Bühne.
Die große Geschlossenheit zwischen der knackigen Band und den Sängern, unter denen sich zahlreiche herausragende Solistinnen und Solisten finden, die offenkundig Musicalerfahrung besitzen, ist höchst überzeugend. In der klaren Übertragung kann man die Musik und besonders die Bläser uneingeschränkt genießen und wird zwischen den Szenen elegant weitergetragen. Eine restlos durchgeknallte Bürgermeisterin etwa (großartig verklemmt: Katharina Wagner), ein sprachloser Sheriff, eine schöne Museumswärterin (stimmgewaltig: Janine Wanke), verträumte Jungs und viele andere Gestalten sorgen für allerhand Trubel und Verstrickungen. Dabei schafft es die Inszenierung, greifbare Personen entstehen zu lassen.
Die Songs, die von Elvis Presley einst zu Weltruhm gebracht wurden, funktionieren immer noch zuverlässig. Da der Rock’n›Roll zum Glück nie stirbt, lässt die Truppe alsbald auch das Bürgerhaus erbeben. Zahlreiche Glanzlichter verschönen das Erlebnis, so etwa gleich zu Beginn die toll gesungene Kombi aus »Hounddog« und dem Titelsong, die noch dazu perfekt choreografiert ist. Und der Einfall, »Devil In Disguise« als Polka zu intonieren, funktioniert musikalisch stimmig und voller Charme.
Ein paar missliche Kleinigkeiten beim Ganzen können sich da nicht im Gedächtnis halten. Die Show steckt voller witziger Gags, es gibt jede Menge Einfälle, manchmal funkelt angenehme Ironie in den Szenen oder in winzigen Details, vor allem spielt man konsequent ohne Aussetzer durch. Ganz professionell gibt es ein furioses Finale, in dem das gesamte Ensemble noch einmal seine ganze Energie und Liebe rauslässt und bei »Burning Love« mit seinem unwiderstehlichen Engagement die Zuschauer komplett von den Sitzen reißt – ein toller Abend. Die Band hört gar nicht mehr zu spielen auf. (bf/Foto: bf)