1. Gießener Allgemeine
  2. Gießen

»Reichstagskuppel in klein« am Lindenplatz

Erstellt:

Von: Sebastian Schmidt

Kommentare

seg_doering_250223_4c
Felix Döring (Mitte) freut sich mit seinen Mitarbeitern Johannes Deinzer und Annemarie Ickler auf spannende und auch kritische Diskussionen im neuen Bürgerbüro am Lindenplatz. © Sebastian Schmidt

Gießen (seg). Am gestrigen Freitag hat der Bundestagsabgeordnete Felix Döring (SPD) sein neues Bürgerbüro am Lindenplatz offiziell eröffnet. Von dort aus will der Sozialdemokrat in Zukunft mit den Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt treten. Die Glasfassade des Eckladens, in dem sich zuvor das Kinderbekleidungsgeschäft Mymalu befunden hatte, wurde dabei mit Absicht möglichst offen und einsehbar gelassen.

Wie Döring erklärt, sei auch die Reichstagskuppel aus Glas, um Transparenz zu symbolisieren. »Und ein bisschen in klein machen wir das hier nach.«

Offen für Gespräche und Kritik

Von der zentralen Lage erhofft sich Döring, der zum Beispiel auch mit Bollerwagentouren durch seinen Wahlkreis zieht, eine größtmögliche Bürgernähe. Die Menschen können montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr vorbeikommen, um mit dem Bundestagsabgeordneten persönlich oder wenn er gerade in Berlin ist, mit einem seiner beiden Mitarbeiter zu reden, Fragen zu stellen, aber auch Kritik anzubringen.

Kritik gab es indes im Vorfeld bereits an der Wahl der Immobilie. So wurde in dieser Zeitung thematisiert, dass die Nutzung des Ladenlokals als SPD-Bürgerbüro den Plänen von Bürgermeister Alexander Wright (Grünen) entgegenstehe, am Lindenplatz ein gastronomisches Angebot zu ermöglichen, um die Innenstadt attraktiver zu machen und dass die städtische Wohnbau als Eigentümerin das Objekt zu vergleichsweise günstigeren Mietkonditionen anbieten könne. Auch die Junge Union hat in einer Pressemitteilung hinterfragt, ob der SPD-Abgeordnete es trotz der ihm zustehenden Pauschale nötig habe, eine Immobilie der Wohnbau zu beziehen. Döring bezeichnet diesen Vorwurf als »völligen Unfug«. Bei dem Ladenlokal handele es sich nicht um sozial geförderten Wohnraum. Die Wohnbau bestätigte zudem, dass die Immobilie zu marktüblichen Konditionen vermietet werde. Der Quadratmeterpreis sei sogar einer der drei höchsten Mietpreise, die die Wohnbau im Gewerbebereich erziele.

Auch den Vorwurf, dass er mit seinem Ladenlokal Geschäftsleuten und Gastronomen eine gute Innenstadtlage wegschnappen würde, weist Döring von sich. Die Räume hatten bereits sechs Monate leer gestanden, bis Döring die Zusage erhalten habe. Auch hier bestätigt die Wohnbau, dass sie bei Gewerbeflächen zuletzt längere Leerstände zu verzeichnen habe und die Vermietung deswegen ganz in ihrem Interesse war. Um möglicher Kritik vorweg zu greifen, hatte Wohnbau-Chefin Dorothee Haberland die Vermietung an Döring vom Aufsichtsrat der Wohnbau absegnen lassen, erklärt das städtische Wohnungsunternehmen, in dessen Aufsichtsrat auch Vertreter der CDU, der Linken und der Grünen sitzen.

Döring sagt mit Blick auf die Immobilien der Grünen (Liebigstraße) und der CDU (Spenerweg), die mitten in Wohngebieten liegen: »Man kann sich natürlich immer die Frage stellen, wem nehme ich dort vor Ort dann etwas weg.« Aber einem Politiker vorzuwerfen, dass er an einen zentralen, stark von Menschen frequentierten Ort mit seinem Bürgerbüro ziehen wolle, halte er für falsch. »Dafür muss ich mich nicht rechtfertigen.«

Und: Bereits im vergangenen Mai habe Döring die Zusage für den Laden in der Innenstadt erhalten. »Zu diesem Zeitpunkt war noch gar nicht die Rede von einer Umgestaltung des Lindenplatzes.« Auch Wohnbau-Chefin Haberland sagt: »Ich habe von der Stadt keinen Hinweis, dass es dort zu einer Quartiersumgestaltung kommen soll.«

Auch interessant

Kommentare