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Pulp Fiction und Frauenpower

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Von: Karola Schepp

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Katja Bohnet alias Hazel Frost bei ihrer Lesung im »Who killed the pig«.
Katja Bohnet alias Hazel Frost bei ihrer Lesung im »Who killed the pig«. © gl

Katja Bohnet ist in Gießen aufgewachsen und als Krimischriftstellerin erfolgreich. Unter dem Pseudonym Hazel Frost hat sie den Thriller »Last Shot« geschrieben - in Anlehnung Quentin Tarantinos Kultfilm »Pulp Fiction«. Aus dem las sie nun auf Einladung des LZG und des Krimifestivals im »Who killed the pig«.

Wenn du jemanden fickst, dann fick ihn richtig.« Wer mit einem solchen Satz seine Lesung eröffnet, hat Selbstbewusstsein und Vertrauen in die Qualität seines Textes. Katja Bohnet hat beides. Die 49-jährige ehemalige LLG-Schülerin hat unter dem Pseudonym Hazel Frost einen Thriller veröffentlicht, der mit seinem ungewöhnlichen Spiel mit Form, Filmstilmitteln, schrägen Typen und knallharter Sprache herrlich unkonventionell gegen den Mainstream angeht. »Last Shot« ist Roadmovie, Familientragödie und eine faszinierende Hommage an Tarantinos »Pulp Fiction« und den amerikanischen Kriminalroman, wie die Besucher der LZG-Krimilesung nun erleben konnten.

Bohnet hat nach eigener Aussage »ein fast obszönes Vergnügen am Zitieren«. Auch ihren Plot hat sie ausgehend von einem realen Fall, aber letztlich komplett fiktiv entwickelt. Im Buch wird die Familie des Russen Dima erschossen. Von Dimas sechsjähriger Schwester Mathilda fehlt danach jede Spur. Er macht sich auf die Suche nach ihr und dem Mörder seiner Familie und stößt auf eine schräge »Freakshow«: die Prostituierte November, den Ermittler Horst Horst, die Inkassoeintreiber Betty und Slick oder die männerverschlingenden Tarot-Zwillinge.

Die Geschichte wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Leser wie Hörer bleiben lange im Unklaren, was die Spannung extrem steigert. Tempo, Härte und Figuren sind außergewöhnlich, aber auch außergewöhnlich gut. Sie habe schnell begriffen, dass das, »was ich da mache, nicht ganz normal ist«, gibt Bohnet zu.

Als sie spät, mit 41 Jahren, mit dem Schreiben von Krimis begonnen habe, habe es kein Halten mehr gegeben, erzählt die Mutter von drei Kindern erfrischend temperamentvoll im Gespräch mit Moderatorin Laura Wagenbach. Sie liebe es, Dinge zu erzählen, die sonst niemand erzählt, und anhand von ungewöhnlichen Figuren, besonders starken Frauenfiguren, Geschichten zu entwickeln.

Doch Frauen im Krimi, aber auch weibliche Krimiautoren haben es nicht leicht. Krimiautorinnen werden seltener in den Feuilletons besprochen, landen seltener auf Bestsellerlisten. Und wenn sie dann noch wie Bohnet in »Last Shot« mit harten Worten über einen harten Stoff schreiben, haben sie es noch schwerer, einen Verlag zu finden. »Vor diesem Roman ging förmlich die Angst um«, erzählt die Autorin.

Doch zum Glück hat ihr Verlag Droemer die Veröffentlichung, wenn auch unter einem offenen Pseudonym, gewagt. Denn: Wenn du einen Kriminalroman schreibst, dann schreibe ihn richtig! Katja Bohnet alias Hazel Frost hat das getan.

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