Perfektion und Ausstrahlung

Tradition im Stadttheater sind die Examenskonzerte von Absolventen der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. In entspannter Atmosphäre und bester Spiellaune präsentierten sich am Mittwoch drei exzellente junge Musiker in Solokonzerten von Johann Nepomuk Hummel, Wolfgang Amadeus Mozart und Robert Schumann.
Ein ansprechendes Programm lockte am Mittwoch die Musikfreunde ins Stadttheater. Die Reihen im Parkett waren zwar nicht mit Besuchern ausgelastet, aber dem Hörgenuss tat das keinen Abbruch. Der Abend bot mit einem wenig bekannten Fagott-Solokonzert des Mozart-Schülers Hummel (1778-1837) instrumentell und musikhistorisch Informatives, mit Werken von Mozart (1756-1791) und Schumann (1810-1856) solistisch Anspruchsvolles aus der Gattung Klavierkonzerte. Martin Spahr leitete das Philharmonische Orchester des Hauses mit Aufmerksamkeit für ein ausgewogenes Miteinander.
Die optische und klangliche Besonderheit des Fagotts steht selten im Bühnen-Vordergrund; umso interessanter der Auftritt der Japanerin Lena Nagai (geb. 1992). Sie absolvierte ihr Masterstudium an der HfMDK bei Prof. Hendrik Rabien und hat kürzlich das Probespiel für 2. Fagott (Zeitvertrag) im Orchester der Magdeburgischen Philharmonie gewonnen. Sie wie die anderen beiden Solisten haben bereits beachtliche Konzerterfahrung.
Das technisch anspruchsvolle Opus von Hummel, erst 1957 zum Druck »ausgegraben«, gilt als schöpferische Perle des Beethoven-Zeitgenossen. Nagai musizierte zusammen mit der Philharmonie die drei Sätze in abwechslungsreichen Farben: Elegant schwingend am Beginn, mit dramatischen Einschüben, sangbarer Melodik und dem entzückend gestalteten Schlussrondo, einem Ländler in humorvoll-tänzerischem Duktus. Musikalisch ausgereift und virtuos, mit souveräner Atemtechnik und ausgewogenem Ton zwischen Markanz und Leichtigkeit - so präsentierte sich Nagai mit ihrem Fagott und erhielt herzliche Zustimmung aus dem Publikum.
Perfektion und Stilsicherheit
Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 488 wurde unter den Händen der Koreanerin Jinhyeon Kim (geb. 1988) zu einem Exempel von Perfektion und Stilsicherheit. Sie hat bei Prof. Alexej Gorlatch u. a. studiert, ist mehrfache Preisträgerin internationaler Wettbewerbe und unterrichtet seit einigen Jahren. »Musik gibt uns sehr viel innere Kraft für das ganze Leben. Insbesondere dann, wenn wir sie verstehen, und am besten, wenn wir sie auch selbst spielen können. So eröffnet sich für uns eine höhere Ebene der Liebe zur Musik« - Kims musikpädagogisches Credo teilte sich in beispielhaft sauberer, perlender und dabei dynamisch fein artikulierter Wiedergabe des Mozart-Konzertes mit. Sie gefiel mit Verve im Allegro, ausdrucksstarker Dramatik in der Kadenz, einem betont elegisch temperierten fis-Moll-Siciliano, dessen Melancholie von freudig-temperamentvollem Zugriff im Vivace kontrastiert wird. Martin Spahr und das Orchester kooperierten sensibel.
Ein Schwergewicht mit Tiefgang in romantische Gefühlsebenen ist Schumanns Klavierkonzert A-Dur, dem der ebenfalls aus Südkorea stammende Jeonbae Ji (geb. 1993) durchweg überzeugendes Profil gab. Er hat sein Masterstudium bei Prof. Oliver Kern 2019 mit Auszeichnung abgeschlossen. »Seinem« Schumann fehlte nichts: Dem schlagkräftigen Eingang folgte eine emphatisch dahinfließende Passage, vom Orchester zart mitgemalt. Dynamisch, mit zupackender Kadenz imponierte das Allegro. Jis beseelten Tasten-Traumwelten im Andantino gab das Ensemble den passenden Fond. Vermieden wurde das oft allzu Schwelgerische in der Mondlicht-Poesie dieses Satzes. Die zauberhaft schöne Durchführung und eine explosive Coda im Allegro vereinten Finesse und Kraft. Beifall und begeisterte Zurufe belohnten diese nachhaltig wirkende Darbietung.

