»Omas« lassen nicht locker

Gießen (mö). Im Streit um eine angemessene Würdigung der kommunistischen Widerstandskämpferin Ria Deeg lassen die »Omas gegen Rechts« nicht locker. Vor der Stadtverordnetensitzung am Donnerstagabend demonstrierte die Gruppe erneut vor der Kongresshalle für eine Ehrung Deegs mit einem »Gießener Kopf« und verteilte einen »Offenen Brief« an die Parlamentarier.
Anlass war die Debatte über einen Antrag der PARTEI, die ebenfalls eine Ehrung Deegs mit einer Büste in der Fußgängerzone fordert, nachdem die Koalition im Dezember eine Abstimmung über das Thema vermieden hatte.
In dem Brief kritisieren die »Omas« insbesondre die ablehnende Haltung von CDU, FDP und Grünen zur Ehrung Deegs mit einem »Gießener Kopf«. Kritisiert von den »Omas« wird die Fokussierung auf die Zugehörigkeit und das Engagement Deegs in den kommunistischen Nachkriegs-Parteien KPD und DKP. »Die parteipolitischen Zusammenhänge scheinen für manche Stadtverordneten wichtiger zu sein als die eigentliche, zutiefst humanistische und demokratische Lebensleistung der Ria Deeg«, heißt es auf dem verteilten Flugblatt.
Deegs »Draht nach Moskau«
An der Meinungsbildung im Parlament änderte die kleine Demonstration nichts. Dr. Moritz Jäger von den Grünen begründete nochmals, warum es seine Fraktion für richtig halte, Deegs Leben und Wirken im Rahmen der neuen Dauerausstellung im Oberhessischen Museum darzustellen und zu würdigen. Diese Form erlaube eine differenzierte Betrachtung. Im Leben der 2000 verstorbenen Kommunistin, die in der ersten Phase der Naziherrschaft wegen der Verbreitung von Flugblättern mehrere Jahre im Zuchthaus verbracht hatte, gebe es auch »problematische Seiten«, erklärte Jäger und sprach von Deegs »Draht nach Moskau und Ost-Berlin«. Es wäre falsch, »ihr einfach ein Denkmal in der Fußgängerzone zu setzen«.
Dagegen sieht Andrea Junge von der PARTEI bei Deeg neben vielen mutigen Lebenshaltungen »auch den Mut, eigene Fehler einzugestehen«.
Mehrheit für Museumsantrag
Über den Antrag der PARTEI wurde nicht abgestimmt, weil ihn die Koalition durch einen eigenen Antrag ersetzte, der die Einbindung Deegs ins Museum beinhaltet. Die SPD, die für einen »Gießener Kopf« für Deeg ist, hatte diesen Antrag im Ausschuss als »Kompromiss« bezeichnet. Frank Schmidt bekräftigte: »Das letzte Wort ist für uns damit nicht gesprochen.«
Dem Museums-Antrag stimmten nur die Koalitionsfraktionen zu, CDU, FDP, AfD und PARTEI stimmten dagegen, Gigg/Volt und Freie Wähler enthielten sich.