»Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!«

Gießen (con). Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg und die Zeit des Faschismus in Deutschland. Zum 76. Jahrestag der Befreiung der Deutschen fand am Samstag vor dem Rathaus eine Kundgebung statt - eine Mahnung an die Schrecken des Krieges und die Bedeutung der Erinnerung für die Gegenwart und Zukunft: »Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus - Es ist der Tag, der das Ende der Nazi-Diktatur markiert«, eröffnete Klaus Zecher, Vorsitzender des DGB-Kreis Gießen, die Kundgebung.
»Es ist der Tag, an dem wir gemeinsam der Menschen gedenken, die unter der Schreckensherrschaft der Nazis verfolgt und ermordet wurden.«
Rund 60 Personen hatten sich zur Kundgebung eingefunden - auch ein Zeichen dafür, dass der 8. Mai als Gedenktag in Deutschland eher ein Nischendasein fristet. Ein Aspekt, dem der DGB entgegenwirken möchte: »Wir fordern, dass der 8. Mai ein Feiertag wird, dass er ein Tag gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung wird, der die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit wach hält«, erklärte Zecher weiter, wofür kurz Applaus aufbrandete. Gerade die Erinnerung an die Vergangenheit ist nach Zecher heute wichtig: Denn heute stießen antisemitische und rassistische Äußerungen wieder verstärkt auf breite Zustimmung: »All das zeigt, dass der Kampf gegen Rassismus eine dauerhafte Aufgabe von uns allen ist.«
Dem konnte sich auch Lawrence de Donges-Amiss-Amiss für die Jüdische Gemeinde Gießen nur anschließen: »Nur wer sich an die Schrecken der Vergangenheit erinnert, kann auf eine friedliche Zukunft hinarbeiten - der 8. Mai ist letztlich das, was wir daraus machen.«
Aber in den letzten 76 Jahren müsste sich doch viel an der Haltung der Menschen geändert haben - braucht es da wirklich einen Gedenktag? »Es ist heute nicht mehr Menschlichkeit wie damals zu erkennen«, meint Tim van Slobbe, Vorsitzender des Ausländerbeirat Gießen. »In der Zeit des Nationalsozialismus flohen jüdische Menschen vor der Vernichtungsindustrie, vor der Shoa - die Länder der Welt nahmen aber nicht alle auf und schlossen ihre Grenzen. Heute fliehen Menschen vor Assad und islamistischem Terror in Syrien, Irak oder Afghanistan.« Die Schrecken der Vergangenheit haben für van Slobbe nicht zu einer Änderung der Haltung geführt: »Was damals die Irrfahrt der St. Louis war, ist heute die Balkanroute.«
Weitere Reden folgten von der Asta der Justus-Liebig-Universität, von Francesco Armann als Vertreter des Studierendenverbandes der Sinti und Roma in Deutschland, und von Pfarrer Gabriel Brandt für das evangelische Dekanat Gießen. In einer Aussage waren sich alle einige: »Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!« und dem Aufruf, dass sich jeder Einzelne für Frieden und Demokratie einsetzen muss.