Ehemalige Dern-Passage in Gießen: Neuer Investor hat viel vor

Leerstände, Zwangsversteigerung, Umstrukturierung – die ehemalige Dern-Passage in Gießen hat viel hinter sich. Der neue Investor sieht aber großes Potenzial.
Gießen – Wer neu in der Stadt ist, der wird es fast nicht glauben: Das Gebäude in der Westanlage, das man im Vorbeigehen hauptsächlich als Filiale der Fitnessstudio-Kette McFit wahrnimmt, war einmal ein Einkaufszentrum, die Dern-Passage. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Heute beherbergt das Areal der ehemaligen Passage eine bunte Mischung aus Gewerbekunden und Mietwohnungen. Seit vergangenem Sommer ist Efrem Celik mit der Pohlheimer Projektgesellschaft »Am Kiesacker« der Besitzer der Immobilie. Zwei neue Mieter, einen Juwelier und einen Kiosk, hat er nun dafür gewonnen, das Parkhaus modernisiert – und auch die Fassade will Celik »veredeln«.
An den Schaufenstern kann man es schon erkennen: Bald werden in dem Gebäudekomplex an der Westanlage 25-31 eine Filiale der Juwelierkette 1-2-3-Gold und der Kiosk Westkauf eröffnen. »Ich bin mit der Mieterstruktur hier jetzt super zufrieden«, sagt Celik. Publikumsmagnet und Ankermieter sei natürlich das McFit, ansonsten gehören zu Celiks Mietern unter anderem eine Postbankfiliale und ein Asia-Restaurant, eine Zahnärztin, zwei Psychotherapeuten und ein Escape-Room-Anbieter. Auf der Rückseite des Areals gebe es auch noch rund 20 Mietwohnungen.
Einkaufen in Gießen: Modernes Parksystem für die ehemalige Dern-Passage
»Ich kenne die Dern-Passage, seit ich klein bin«, sagt Celik. Er besitzt als Investor zwar eine ganze Reihe von Immobilien, so zum Beispiel die Sammler- und Hobbywelt in Alten-Buseck, die Dern-Passage sei jedoch eine »Herzensangelegenheit«, weil er als Kind öfter dort gewesen sei.
Zu der Immobilie gehört auch eine zweistöckige Tiefgarage mit 200 Parkplätzen, und man hört Celik an, dass er auf das neue technische System, das er im Parkhaus eingerichtet hat, ein bisschen stolz ist: »In Großstädten kennen die Leute das schon, jetzt gibt es das auch hier.« Denn im Parkhaus gibt es weder Schranken noch Parktickets. Die einfahrenden Autos werden mit ihren Kennzeichen automatisch erfasst. Die Kunden können durch das Scannen eines QR-Codes oder per Karte an einem Automaten zahlen. »Das ist eine nachhaltige Lösung. Es wird kein Papierticket mehr gebraucht«, sagt Celik. Ein ähnliches System - ebenfalls ohne Ticket, aber noch mit Schranken - gibt es im Parkhaus Lahnstraße.
Ehemalige Dern-Passage in Gießen: Investor hat noch viel vor
Celik hat für die ehemalige Dern-Passage auch schon weitere Pläne: So laufen Verhandlungen über die Vermietung des momentan einzigen Leerstandes, rund 300 Quadratmeter auf der Rückseite des Gebäudes. Das Parkhaus soll eine Kameraüberwachung bekommen, »damit sich Frauen hier sicherer fühlen können«. Und Celik möchte das Thema Nachhaltigkeit stärker vorantreiben: »Wir werden auf jeden Fall die energetische Sanierung in den Blick nehmen.« Und dann soll schließlich auch noch die Fassade neu gemacht werden. Auch wenn aus der Dern-Passage kein großes Einkaufszentrum mehr werden wird, ist sich Celik sicher: »Das Potenzial hier, mitten in der Innenstadt, ist riesig.«
Ihren Namen hatte die Dern- Passage übrigens von dem 1883 gegründeten Fliesenfachgeschäft Dern. An der Stelle in der Westanlage befand sich lange Zeit eine Filiale, die schließlich abgerissen wurde und dem Einkaufszentrum gewichen war. Als dieses 1993 eröffnet wurde, konnten die Kunden dort von einem Bücherladen über Kleidungsgeschäfte bis zum Reisebüro eine große Auswahl von Läden finden. Hochverschuldet musste die Passage 2000 jedoch in die Zwangsversteigerung gehen, 2008 verließ der letzte Publikumsmagnet, das Bekleidungsgeschäft Olymp & Hades, die Passage. 2011 zog nach einer Umbauphase McFit dort ein. (Sebastian Schmidt)
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kämpft mittlerweile wieder ein Kaufhaus ums Überleben: Die Gewerkschaft Verdi hat Unterschriften für Galeria in Gießen gesammelt.