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Neue Musicals zum Stadtjubiläum

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Im Rahmen des Stadtjubiläums »800 Jahre Marburg« veranstaltet die Waggonhalle Marburg zusammen mit der Deutschen Musical Akademie einen Wettbewerb für neue Musicals. Die Projektleitung hat unter anderem der Gießener Regisseur Jens Daryousch Ravari.

Moderiert durch Leonie Webb von der Deutschen Musicalakademie waren in der Präsentation der Ergebnisse in Marburg kurze Ausschnitte aus ganz neuen Musicals zu sehen. Vier Teams stellten ihre Werke auf der Bühne vor. Nur mit Klavier und Mikrofonen gab es Kostproben von Stücken, die alle einen Bezug zu Marburg haben, eine Art Musical-Kammerspiele. Ein Teammitglied stellte das Projekt vor, dann folgten Spielszenen und zwei Lieder. In den jeweils 20 Minuten entfalteten sich ganz unterschiedliche Welten: Eine blinde Studentin macht einen ersten Spaziergang durch die Stadt (»Der andere Blick«), Ulrike Meinhof beginnt ihr Studium in Marburg (»Schatten-Risse«, erhielt den Preis der Jury). Das dritte Stück handelt von einem Jahr im Leben von VWL-Student Max (»Marburg Südsee«), das vierte, »Sophie - Die Wahrheit über Mama Marburg« (erhielt den Publikumspreis) spielt um 1200 und hat Sophie von Brabant zum Thema.

Wettbewerb und »Schreib:maschine«

Das war alles professionell geschrieben, getextet und komponiert und wurde von routinierten Musicalakteuren vorgetragen. Da konnte man leicht über das sparsame Ambiente hinwegsehen und witzige, einfühlsame Dialoge und Lieder genießen. Die Werke begannen sich gerade zu entfalten, und das Publikum war höchst angetan.

Der Musicalwettbewerb ist in zwei Stufen gegliedert: Autoren, Texter und Komponisten reichten Songs, Liedtexte und Szenen beim Wettbewerb ein. Das Material wurde von einer Jury gesichtet, die über die Einladung nach Marburg entscheidet. Bei »Schreib:maschine Spezial« präsentierten die eingeladenen Kreativteams ihre Ideen in der Waggonhalle. Im Anschluss wählte die Jury das vielversprechendste Stück aus, das ein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro gewann. Zudem wurde ein Publikumspreis (1000 Euro) vergeben. Für das Gewinnerteam folgt eine Entwicklungsphase inklusive Mentoring von Branchenexperten und eine professionell produzierte Workshop-Präsentation in der Waggonhalle vom 10. bis 13. November 2022. Das Projekt wurde gefördert vom Land Hessen und der Stadt Marburg.

Peter Mercks

Wirken gewürdigt

Die Projektleitung lag beim Gießener Regisseur Jens Daryousch Ravari, Matze Schmidt (Intendant Waggonhalle) und Leonie Webb (Vorstand deutsche Musicalakademie). »Diese Region, Gießen und Marburg und weitere Städte, ist eine der intensivsten Musicalregionen überhaupt, ausgehend von Wetzlar, seit Peter Merck das Genre hier in 1979 etablierte«, sagte Ravari, der die Herderschule besuchte und in Gießen Musikwissenschaften und Germanistik studierte. Er wirkte in über 200 Rollen am Stadttheater mit und inszenierte neben eigenen Stücken unter anderem das große Finale für »70 Jahre Hessen«.

Aufmerksam verfolgte auch Kultusministerin Angela Dorn die Präsentation. Am Ende wurde es sehr spannend, weil die Stücke vor allem inhaltlich schwer zu bewerten waren; die Jury (unter anderem mit Frank Dauer vom Kultursommer Mittelhessen) machte sich die Entscheidung schwer und tagte recht lange.

Schließlich herrschte bei den beiden Preisträgerensembles großer Jubel. »Schatten-Risse« kann weiterentwickelt werden, und auch »Sophie - Die Wahrheit über Marburg« kann sich Hoffnung machen, in näherer Zukunft auf der Bühne aufgeführt zu werden.

Ein hochinteressanter Abend, der einen Einblick in aktuellen Trends im deutschen Musical vermittelte (auch Grünberg hat ja nun ein Musical bekommen). Zugleich war man ganz nah dran, als die jungen Akteure ihr Bestes gaben, um ihr neues Stück rüberzubringen: unterhaltsam, bereichernd - und lebendig.

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