Neue große Gastronomie an der Lahn in Gießen: »Skafos« setzt die Segel

Fünfeinhalb Jahre nach dem Brand des DLRG-Heims im Gießener Uferweg hat das gastronomische Leben wieder Einzug in den spektakulären Neubau gehalten. Das kommt im »Skafos« auf die Gäste zu.
Kommen Sie. Setzen Sie sich dahin. Merken Sie das?« Ja, man spürt die frische Brise, die über die Lahn und die Terrasse hinweg in das Restaurant weht, dessen Glasfassade weit geöffnet ist. Stergios Svolos kann sich über den Effekt richtig begeistern. Nicht nur für den jüngsten Sohn des Betreiberehepaars Georgios und Elisavet Svolos gibt es in diesen ersten Tagen noch viel zu entdecken in der Gastronomie im neuerrichteten DLRG-Vereinsheim am Uferweg. Rund fünfeinhalb Jahre nach dem Großbrand, der auch das Restaurant »Aura« im Januar 2017 verwüstete, hat das Restaurant »Skafos« die Segel gesetzt. Geöffnet hatte »Der Grieche an der Lahn« bereits seit gut einer Woche, am vergangenen Freitag findet eine große Willkommensfeier für Partner und Freunde der Betreiberfamilie Svolos statt.
»Skafos« heißt auf Griechisch Boot, und der Name passt wie die Faust aufs Auge zu der Architektur, die an den Bugbereich eines Passagierdampfers erinnert. Mit dem »Skafos« wolle man die Mittelmeer-Gestade »kulinarisch anlaufen«, sagt Panagiotis Svolos. Nicht nur für den mittleren der drei Söhne - sein älterer Bruder Stefanos ist Geschäftsführer - ist die Übernahme der DLRG-Gastronomie »wie eine Rückkehr nach Hause«. Bereits ab Mitte der 1980er Jahre war die Familie Svolos der Gastronomiepächter der DLRG, damals hieß das Restaurant »Rhodos«. Zuvor betrieben die Gießener Griechen das »Delphi« in der Steinstraße, danach und bis heute das »Irodion« an der Landesstraße nach Alten-Buseck. »Wir sind jedes Mal expandiert«, sagt Panagiotis Svolos.
Mit dem »Skafos« stellen sich die Betreiber einer im wahrsten Sinne des Wortes großen Herausforderung. Im Frühjahr und Sommer verfügt das Restaurant durch den - im Vergleich zum »Aura« - deutlich vergrößerten Außenbereich über fast 300 Plätze. Noch nicht fertig ist die Freiluftbar auf dem oberen Deck mit 60 Plätzen. In spätestens zwei Wochen soll der Bereich fertig sein. Ein Fahrstuhl sorgt dafür, dass alle Ebenen des Vereinsheims, in das auch der Tanzclub Rot-Weiß zurückgekehrt ist, behindertengerecht zu erreichen sind.
Die Speisekarte beschreibt Panagiotis Svolos als griechisch-mediterran. Zu finden seien darauf Klassiker wie Gyros, Souvlaki, Bifteki, Tintenfisch und Dorade, »weil wir unsere Traditionen nicht vergessen wollen«, aber auch viele andere Einflüsse aus dem Mittelmeerraum. In jedem Fall sei die Küche nicht zu fleischlastig. Für »zusätzlichen Pepp« sorge in der Anfangsphase ein alter Freund des Vaters, Haris Theodorakis. Der 89-Jährige Starkoch, der über mehr als 60 Jahre Erfahrung als Chefkoch verfüge, sei extra aus Griechenland gekommen, um ein paar Tipps zu geben.
Ernst und bewegend wird es am frühen Freitagabend, als Pater Arsenios von der griechisch-orthodoxen Gemeinde die Dutzend Mitarbeiter und das Restaurant segnet. Danach strömen die Gäste.
Obwohl er an diesem Abend Abiball hat, hilft Stergios Svolos im Service bis nach 22 Uhr mit. In Gießen ist der junge Mann auch als Kommunalpolitiker bekannt, zog für die Grünen als jüngster Stadtverordneter vor gut einem Jahr ins Stadtparlament ein. Nummer-eins-Priorität genieße aber das Familienunternehmen. »Mein Vater sagt: Von mir aus kannst Du dich in den Bundestag wählen lassen, aber wenn ich rufe, dann kommst Du«, erzählt Stergios Svolos lachend und betont: »Geschäft und Familie sind bei uns eins.«