Nadia Singer begeistert solo

Gießen (kdw). Nadia Singer kommt wieder in die Stadt, lautete die gute Nachricht. Die aus ihrer Zusammenarbeit mit dem Rezitator Lutz Görner bestens eingeführte junge Pianistin präsentierte nun ein Soloprogramm. In dem entfaltete sie gleichsam ihre kreativen Flügel. Am Sonntag rauschte dabei ein gewaltiger Wind durch den Levisaal. Es war ein Erlebnis der besonderen Art.
Singer ist hier bestens bekannt, da sie die gemeinsamen Auftritte mit Lutz Görner stets zu etwas musikalisch Besonderem machte. Nun also die Sinfonie Nr. 7 op. 92 in A-Dur von Ludwig van Beethoven. Singer startet den ersten Satz mit verhaltener Energie im Anschlag und schafft eine kraftvolle, sehr transparente Dynamik. Die spielerischen Elemente realisiert sie blutvoll, man spürt, dass sie bei aller Konzentration die Musik auch genießt. Das erfahrene Publikum ist elektrisiert und lässt sich zögernd zu Applaus hinreißen, Singer signalisiert lächelnd ihre Zustimmung.
In den folgenden Sätzen zeigt sich: Nadia Singer ist der furiosen Komposition in jeder Hinsicht gewachsen, sie fühlt sich offenkundig wohl und zeigt sicheren Sinn für Dramaturgie und Spannungseffekte, zwischendrin baut sie kleine Unter-Spannungsbögen auf. Nach und nach erschließt sie die Vielfalt des Werks vollständig. Singer präsentiert sich mit einer Synthese aus technischer Vielfalt und kraftvoller emotionaler Energie; langer Beifall vor der Pause.
Weiter ging’s mit Hector Berlioz und seiner Sinfonie fantastique op. 14, einem Kontrastprogramm. Singer schafft in den folgenden Sätzen ein Glanzlicht nach dem anderen und erfüllt den erzählerischen Asatz des Werks mit pulsierendem Leben, das Publikum ist hin und weg.