1. Gießener Allgemeine
  2. Gießen

Mut machendes Meditationskonzert

Erstellt:

Von: Sascha Jouini

Kommentare

Meditationskonzert_02012_4c_2
Karin Amrhein (r.) und Marina Sagorski nehmen den Beifall entgegen. © Sascha Jouini

Gießen (jou). Mehrere Garanten sorgen beim Meditationskonzert zum Jahreswechsel immer wieder für eine besinnliche Atmosphäre: die schummrige Beleuchtung, nachdenklich stimmende Texte und eine sorgsame, harmonierende Werkzusammenstellung. Das Programm lässt einen, auf die vergangenen zwölf Monate zurückblickend, zur Ruhe kommen und zuversichtlich nach vorn schauen.

Dies lockte am frühen Silvesterabend wieder zahlreiche Besucher in die Petruskirche.

Eine weitere Konstante kam hinzu: Die Mitwirkenden waren dieselben wie im Vorjahr. Karin Amrhein und Kantorin Marina Sagorski sorgten auf Klarinette und Orgel in der Transkription dreier Sätze aus der Blockflötensonate von Gottfried Finger für Entspannung. Pfarrer Matthias Leschhorn trug philosophisch inspirierte Texte vor, die dazu einluden, über das Dasein zu reflektieren. So haben im »Schwedischen Waldmärchen« alle Tiere und Pflanzen, der Regen, Wind und die Morgenröte, geprägt durch den eigenen Erfahrungshorizont, jeweils eine andere Antwort auf die Frage des Buchfinks, was das Leben ist. Antoine de Saint-Exupérys Gebet »Die Kunst der kleinen Schritte« vermittelte die Botschaft, sich die Zeit richtig einzuteilen, Prioritäten zu setzen und Schwierigkeiten im Leben als etwas ganz Normales zu sehen. In eine ähnliche Richtung ging Mutter Teresas »Hymne an das Leben« - sie machte Mut, sich Herausforderungen pragmatisch zu stellen.

Gelegenheit, über die Texte zu sinnieren, boten den Besuchern etwa Bearbeitungen einer Sinfonia und Sarabande von Johann Sebastian Bach; in letzterer fingen die Musikerinnen die leise Melancholie sensibel ein. Zum Saxofon wechselte Amrhein beim Allegro von Georg Friedrich Händel und trat dabei in einen erfrischend unkonventionellen, leicht jazzige Assoziationen weckenden Dialog mit der Orgel.

Weckruf von Orgel und Saxofon

Internationale Weihnachtslieder in ansprechenden Arrangements bereicherten das Programm. Das ukrainische Neujahrslied »Schtschedryk« (Carol of the bells) barg in Saxofon und Orgel eine beharrliche Motivik, die wie ein Weckruf wirkte. Improvisatorische Züge erhielt demgegenüber auf Klarinette und Tasteninstrument »Maria durch ein Dornwald ging«; die beiden Künstlerinnen ließen bei diesem Stück ihrer Kreativität freien Lauf.

Von ansteckender Energie war die »Folk Carol Suite« mit dem in hellem Glanz erstrahlenden Lied »O du fröhliche« als Schlusssatz. Nach Gebet und Segen boten Amrhein und Sagorski eine moderne, Genregrenzen aufhebende Version von Bachs Toccata d-Moll, bei der beide erneut ihre Vielseitigkeit bewiesen. Für den herzlichen Beifall dankten sie mit einer Zugabe.

Auch interessant

Kommentare