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Musikalisches Feuerwerk

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Von: Manfred Merz

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Clarke Ruth gibt in der Arie »Madamina, il catalogo è questo« für Jana Markovic (l.) und Anna Maistriau den Don-Giovanni-Diener Leporello. © Red

Es perlt im Stadttheater. Beim Silvesterkonzert reiht Dirigent Yaskorski in Cross-over-Manier Pop, Rap, Schlager und klassische Klänge launig aneinander.

Dirigent Vladimir Yaskorski hat Wort gehalten. Im Vorfeld versprach er ein buntes Programm der guten Laune. Herausgekommen ist ein Feuerwerk des Musikgenusses. Die beiden ausverkauften Silverstershows perlen im Stadttheater wie Sekt in hohen Gläsern, den es zum Empfang gibt. Danach reihen sich unter dem Mantel des Cross-over Pop, Rap, Schlager und klassische Klänge ohne Bruchgefahr munter aneinander.

Das Orchester nimmt auf der Bühne hinter einem schwarzen transparenten Vorhang Platz, den hin und wieder belanglose Videos bestrahlen. Vorn dürfen Künstler des Hauses ihre Lieblingssongs interpretieren. Das Ganze spielt unter dem Titel »Was ich noch zu singen hätte« am Silvesterabend an der Bushaltestelle »Stadttheater«.

Kesse Sohle aufs Parkett gelegt

Partygänger treffen hier auf einen Handwerker, der die Leuchtreklame repariert, auf frisch Verliebte und einen Straßenmusikanten. Ein tanzender Schneemann darf nicht fehlen. Mit ihm legt Schauspieler Ben Janssen zum »Snowman« der australischen Sängerin Sia eine kesse Sohle aufs Parkett. Die szenische Leitung liegt in den Händen von Kerstin Weiß. Bühne und Kostüme gehen auf das Konto von Lukas Noll.

Als Dascha Ivanova zum Intro a cappella »Gute Nacht, Freunde« von Reinhard Mey anstimmt, klingt es noch nach Schulaufführung, womöglich weil Ivanova als Göre auftritt. Sie entsorgt ihr Kippchen im Mülleimer. Der beginnt zu qualmen. Mehr »Pyrotechnik« gibt es aber nicht.

Mit der II. Suite der »Wassermusik« von Händel wird es stimmungsvoll. Das Philharmonische Orchester Gießen läutet damit offiziell den Abend ein und setzt später auch bei Dvoráks Slawischen Tänzen unter Yaskorskis impulsivem Dirigat Akzente.

Delibes Duett »Dôme épais le jasmin« aus der Oper »Lakmé«, von Opernchor-Sopranistin Anna Maistriau und Mezzosopranistin Jana Markovic dargeboten, zeigt zwei prächtige Frauenstimmen. Ein Glanzlicht ist auch »The Dance« aus Elgars »From the Bavarian Highlands«, den der Opernchor zum Besten gibt und später unter wehenden Eintracht-Frankfurt-Fahnen mit der »Champions-League-Hymne« von Tony Britten nachlegt. Schauspielerin Zelal Kapçik singt mit viel Hall auf der Stimme über die Einsamkeit mit »Yalnizlik Senfonisi« von Sezen Aksu, ehe ihr Kollege Levent Kelleli einen raushaut: »Lose Yourself« von Eminem wird trotz zu leiser E-Gitarre zum Highlight des Abends.

Ebenso wie Bassbariton Tomi Wendt, der als singender Kanalarbeiter dem Bühnenboden entsteigt. Er genehmigt sich einen Kaffee aus der Thermoskanne, streift seinen Overall ab und trägt darunter Frack. Mit Schauspielkollege Kelleli stimmt er die Dean-Martin-Schnulze »Everybody loves Somebody« an - und kriegt das Mädchen an der Haltestelle, weil er so herzerweichend schmachtend intoniert.

Der neue Mann mit der tiefen Stimme, Clarke Ruth, präsentiert als Leporello die Arie »Madamina, il catalogo è questo« aus Mozarts »Don Giovanni«. Als Kontrast holt er den »Harvest Moon« von Neil Young aus seinem Gitarrenkoffer. Young wäre stolz auf Ruth. Die Lacher auf ihrer Seite haben die Schauspieler Nils Eric Müller und Janssen bei dem Song »Silvester« vom Lumpenpack.

Zu den Musical-Klängen aus »Sunday in the Park with George« aus der Feder von Stephen Sondheim kommen im Großen Haus alle auf die Bühne zum stimmgewaltigen Ausklang. Tosender Applaus vom begeisterten Publikum. Die zweite Silvesterausgabe am Ende dieses neuen Jahres dürfte damit gesetzt sein.

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Ben Janssen hat mit dem Schneemann (Dascha Ivanova) seinen Spaß. © Red

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