Musikalisch breit gefächert

Der Förderkreis Neue Orgel beendet an der Bonifatiuskirche seine Arbeit zur Finanzierung der neuen »Perle der Empore«. Schließlich ist das Instrument eingebaut und bezahlt. Mit einer »Nacht der Klänge« - einem mehrstündigen Fest zu Ehren der Bonifatius- Orgeln - hat sich das Team nun verabschiedet.
Die »Nacht der Klänge« am Samstag in der Bonifatiuskirche erwies sich als rundum gelungener Abschied des Förderkreises Neue Orgel, der sich Ende Juni aus gutem Grund auflöst: Der Verein hat sein Ziel erreicht und über 800 000 Euro Spenden für die vor sieben Jahren geweihte »Perle der Empore« sowie für die gebraucht erworbene englische Chororgel gesammelt. Einige der Mitglieder werden ihren Erfahrungsschatz in den neuen Verein »Freunde der Kirchenmusik St. Bonifatius« einbringen.
Beim Gottesdienst zum Auftakt der Nacht traten der derzeitige und der ehemalige Kantor, Michael Gilles und Ralf Stiewe, an der Chororgel und Eule-Orgel bei Eugène Gigouts »Grand choeur dialogué« in ein weihevolles akkordisches Wechselspiel. Bereits hier bezauberte das prächtige Klangbild, das die beiden Musiker erzeugten.
Pfarrer Erik Wehner rechtfertigte den Bau einer so teuren Orgel damit, dass »für die Verkündigung der frohen Botschaft« das Beste gerade gut genug sei. Letztlich sei Musik »in Klang gegossenes Gebet«.
Wolfgang Schreier, der Vorsitzende des Förderkreises, blickte nicht ohne Stolz auf den Optimismus und Wagemut des 2004 gegründeten Vereins zurück und dankte allen, die an dem Projekt beteiligt waren, zunächst den beiden Pfarrern Hermann-Josef Zorn und Hans-Joachim Wahl, aber auch den Spendern sowie Ralf Stiewe und dem damaligen Orgelsachverständigen Nicolo Sokoli, die das Konzept für die neue Orgel entworfen haben, und der Firma Hermann Eule, die dieses weiterentwickelt und umgesetzt hat. Die Mitglieder des Förderkreises erhielten jeweils eine Chronik und Orgelpfeifen-Patenschaften.
Der von Felix Orth moderierte Konzertteil reichte vom Barock bis hin zur improvisierten Musik. Eingangs spielte Stiewe an der Eule-Orgel. Er brachte in César Francks »Pièce Héroique« die klanglichen Steigerungen wie auch die harmonischen Schattierungen sehr ansprechend zur Geltung. Ebenso gut gefiel, wie phantasievoll der heute in Papenburg tätige Kirchenmusiker im Andante aus Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5 ein Orchester ersetzte. Regelrecht mitzureißen vermochte der »Military March« Nr. 1 aus Edward Elgars »Pomp and Circumstance«.
Danach entführten Perkussionist und Handpan-Spieler Markus Reich sowie Violinistin Corin Hild die zahlreichen Besucher in sphärische Klanglandschaften. Für eine magische Note sorgte das Theremin, ein elektronisches Ätherwelleninstrument.
800 000 Euro an Spenden gesammelt
Bei der »Wassermusik«-Suite D-Dur von Georg Friedrich Händel erfüllte das Gotteshaus wieder festlicher Glanz, derart stimmungsvoll spielte Organist Michael Gilles gemeinsam mit dem Trompeter Christian Tolksdorff. Ins Jazzige wechselte das Duo bei der Intrade von Johannes Matthias Michel.
Das Jugendstreichorchester »Marburg & Music« (Leitung: Marie Verweyen) bot die beiden Händel-Konzerte op. 4 Nr. 5 und 6 zusammen mit Nicolo Sokoli an der Eule-Orgel melodisch funkelnd und vital dar. In mystische Welten nahmen Gilles und Reich die Hörer auf Chororgel und diversen Schlaginstrumenten mit und zeigten die im Gottesdienst präsentierte Toccata F-Dur von Charles-Marie Widor in neuem Gewand. Beschaulich-ruhig wurde es beim »Abendsegen« von Engelbert Humperdinck mit Sopranistin Natascha Jung als Sängerin. Das von Felix Orth plastisch vorgetragene Märchen »Der kleine Häwelmann« von Theodor Storm wurde durch bildhaft inspirierte Improvisationen zu einer Art Hörspiel. Bewegend geriet gegen Mitternacht der Ausklang mit dem Lied »Der Mond ist aufgegangen« zum Mitsingen. Im Pfarrhof bot sich noch Gelegenheit zum geselligen Beisammensein.