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Müllscouts sind wieder im Einsatz

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Von: Christoph Hoffmann

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Nicht nur die Umweltscouts Finn und Margarita erhoffen sich durch das Projekt eine Verbesserung der Müllproblematik. FOTO: CHH © Christoph Hoffmann

Um die Müllproblematik an der Lahn und in der Wieseckaue einzudämmen, sind in diesem Jahr erneut Umweltscouts im Einsatz. Sie sollen die Besucher ohne erhobenen Zeigerfinger sensibilisieren. Großflächig zusätzliche Mülleimer will die Stadt aber nicht aufstellen.

Die Landesgartenschau 2014 war umstritten. Zu groß der Eingriff in die Natur, zu groß die Verschwendung von Steuergeldern, meinten Kritiker. Acht Jahre später sind sich viele Gießener einig, dass die Ausrichtung ein Segen war. Vor allem der Park an der Wieseckaue ist zu einem attraktiven innerstädtischen Naherholungsgebiet geworden. Aber das hat Folgen. »Eine große Nutzung geht immer auch mit Müll einher«, sagte Stadträtin Gerda Weigel-Greilich am Mittwoch. Die Grünen-Politikerin war an die Skateanlage gekommen, um über die Müll- und Umweltscouts zu informieren, die seit einigen Wochen wieder tätig sind.

Die Scouts waren eine Reaktion auf die Vermüllung der Lahnwiesen im Zuge der dortigen Feiern vor zwei Jahren. Die Stadt nahm die Dienste der Agentur »dreivorzwölf GmbH« aus Mainz in Anspruch, die sich um die Vermittlung der Umweltscouts kümmert. Im Juli 2021 begann in Gießen der Einsatz. Nun wird er fortgesetzt.

Finn und Margarita tragen rote Westen, auf der Brust ist der Schriftzug »Bleib’ sauber« zu lesen. »Hier am Skatepark kennt man uns schon«, sagt Margarita. Sie versorge die überwiegend jungen Leute regelmäßig mit Mülltüten und portablen Aschenbechern. »Wir haben auch einen Themenleitfaden dabei und können etwa über die Folgen von Plastikmüll oder weggeworfenen Kippen informieren«, fügt Finn an. Meist seien es freundliche Gespräche, nicht selten würden sich die Scouts zu den Gruppen setzen und quatschen.

Stefan Degreif ist an diesem Vormittag ebenfalls in den Stadtpark gekommen. Er ist der Geschäftsführer der verantwortlichen »dreivorzwölf GmbH«. Laut Degreif nehmen immer mehr Kommunen den Service in Anspruch, inzwischen seien es schon sechs, darunter Tübingen, Mainz und Marburg. »Wir erhalten von den Kommunen und Entsorgungsbetrieben sehr gute Rückmeldungen.«

Auch Richard Schnecking, Abteilungsleiter Grünflächen, ist mit dem Ergebnis des ersten Jahres zufrieden. Quantifizieren könne man die Müllreduzierung zwar nicht, man erhalte aber positive Resonanz.

An Wochenenden zwei Scouts tätig

Außerdem werde die Stadt von den Scouts regelmäßig mit Protokollen und Fotos von den Rundgängen versorgt, was für die Beurteilung der Lage sehr hilfreich sei. »Zudem haben wir die extern vergebene Wochenendreinigung auf vier Stunden pro Tag reduziert.« Dass dies funktioniere, sei nicht zuletzt den Umweltscouts zuzuschreiben.

Für die Stadt gibt es einen Pool aus zehn Scouts, von denen jeweils zwei freitags und samstags zwischen 17 und 21 Uhr im Stadtpark, an der Lahn sowie ab und an im Theaterpark ihre Runden drehen. Sie sollen die Bürger freundlich ansprechen und sensibilisieren. »Auf Augenhöhe und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger«, betont Degreif.

Wie nötig eine derartige Sensibilisierung ist, zeigt sich regelmäßig in den Morgenstunden. Am Christoph-Rübsamen-Steg etwa übersteigen die Berge an Müll die Kapazität der Abfalleimer um ein Vielfaches. Das weiß auch Angelika Nailor vom Verein Ehrenamt Gießen, die auch die Sauberkeitspaten betreut. Nailor kann sich regelrecht in Rage reden, wenn sie an den ganzen Müll denkt. »Wir haben aber die Beobachtung gemacht, dass zusätzliche Mülleimer nichts bringen«, sagt sie und zeigt zum Beweis auf die weggeworfenen Zigarettenschachteln, die nur ein paar Meter neben dem nächsten Mülleimer liegen.

Umso wichtiger sei Prävention, betont Weigel-Greilich, die in diesem Zusammenhang neben den Sauberkeitspaten auch die Clean-up-walks erwähnt. »Die Eroberung der öffentlichen Flächen ist gewollt und positiv«, sagt die Stadträtin. Gleichzeitig sei es die Aufgabe jedes einzelnen, den Müll, den er verursacht hat, anschließend auch ordentlich zu entsorgen.

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