Wird der Traditionsverein MTV 1846 Gießen umbenannt?
Der MTV 1846 Gießen könnte bald einen neuen Namen tragen. Ein entsprechender Antrag kommt aus dem Verein selbst.
Gießen – Wird der Männerturnverein 1846 Gießen in Zukunft umbenannt? Diese Frage wird auf der nächsten Mitgliederversammlung des größten Gießener Sportvereins am 23. September entschieden. MTV-Vorstandsmitglied Dorothé Küster bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion, dass ein entsprechender Antrag auf Namensänderung im Geschäftsgang ist. Grund sei, dass der Name Männerturnverein, so die Meinung der Antragssteller, gewisse Personen ausschließe und diese sich nicht vom Verein repräsentiert fühlen könnten.
Gestellt wurde der Antrag von der Fechtabteilung. »Wir haben uns zuerst innerhalb der Abteilung ausgetauscht, und da das Vorhaben dort auf breite Zustimmung gestoßen ist, haben wir uns entschieden, den Antrag als Abteilung einzureichen«, sagt der stellvertretende Abteilungsleiter Daniel Zschätsch.
Umbenennung des MTV 1846 Gießen: Initiative der Fechtabteilung
Ausschlaggebend sei eine Situation nach einem Training gewesen. »Ich habe einem Mädchen die Anmeldung in die Hand gedrückt. Dort wurde das Kind zum ersten Mal mit dem Wort Männerturnverein konfrontiert und hat gleich gefragt, ob sie überhaupt mitmachen dürfe. Ich finde, das muss doch nicht sein«, erklärt Zschätsch.
Der 28-jährige Gießener, der seit knapp 20 Jahren im Verein ist und in der Fechtabteilung auch das Kindertraining leitet, macht keinen Hehl daraus, dass er bei seinem ersten mündlichen Vorstoß auf der vergangenen Mitgliederversammlung mit dem Vorhaben »vor allem bei älteren Mitgliedern« auch auf Ablehnung gestoßen ist. »Es gab aber auch viel Zustimmung. Ein Vater sagte danach zu mir, dass seine Töchter schon aus Prinzip nicht in einen Verein gehen würden, der Männerturnverein heißt.«
MTV 1846 Gießen: Kürzel soll erhalten bleiben
Küster will den Antrag inhaltlich nicht bewerten. »Es gibt in dieser Frage ein großes Meinungsbild. Wir könnten stundenlang darüber diskutieren«, sagt die Schatzmeisterin. Sie bestätigt aber, dass die Fechter der Meinung seien, dass sich durch »die männliche Wortform nicht alle Geschlechter angesprochen fühlen und sie für mehr Gleichberechtigung sorgen« wollen. Es solle niemand abgeschreckt werden, dem Verein beizutreten. »Da wir ein demokratischer Verein sind und das Vorhaben legitim ist, werden wir darüber abstimmen lassen«, sagt Küster. Laut Satzung sei eine Dreiviertelmehrheit nötig, um die Namensänderung durchzuführen.
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Das Kürzel MTV soll dem Verein und seinen Sportlern allerdings erhalten bleiben. »Wenn das Kürzel bleibt, sehe ich keinen Bruch mit der Tradition«, betont Zschätsch.
Wichtig sei doch, dass man als Verein für Offenheit stehe und für Gleichberechtigung in der Gesellschaft ein Zeichen setze. »Wir sollten Ausgrenzung aktiv entgegentreten.« Einen Vorschlag für einen neuen Namen gibt es auch bereits: Aus dem Männerturnverein könnte im Herbst der Mittelhessische Turnverein werden. (Marc Schäfer)