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Neues Studentenwohnheim in Gießen: Modern, zentral, bezahlbar, aber nicht genug

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Von: Marc Schäfer

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In Gießen eröffnet ein neues Studierendenwohnheim. Es soll nur der Anfang sein, denn für Studierende ist der Wohnraum knapp in der Stadt.

Gießen - Das Studentenwerk Gießen hat am Montag in der Friedrichstraße 36 ein neues Studierendenwohnheim eröffnet. Der dreigeschossige Neubau mit ausgebautem Dachgeschoss, der sich an die angrenzende Wohnbebauung anpasst, bietet Platz für 23 Studierende in vier 4er- und einer 5er-Wohngemeinschaft. Im Erdgeschoss sind zwei Einzelapartments für Studierende mit Handicap entstanden, zum Teil ist die Küchenzeile unterfahrbar und damit für Rollstuhlfahrer geeignet.

Dass auf dem Grundstück, das dem Studentenwerk vom Land Hessen im Erbbaurecht für die Dauer von 99 Jahren überlassen und zuvor von der Justus-Liebig-Universität mit einem Institutsgebäude genutzt worden ist, für 2,2 Millionen Euro aber bloß Wohnraum für 23 Studierende geschaffen worden ist, brachte auch die ein oder andere kritische Stimme hervor. So bemängelte Sebastian Weismann vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), dass es an dem Objekt mehr Radabstell- als Schlafplätze gibt. »Mit Blick auf die geringe Anzahl der Wohnheimplätze können wir nicht von einer positiven Entwicklung in Richtung bezahlbarer Wohnraum und einer Veränderung der prekären Wohnsituation ausgehen«, sagte Weismann. Von den 2,2 Millionen profitierten nur 0,1 Prozent der Gießener Studierenden.

Studierendenwohnheim in Gießen: Zimmer für 398 Euro im Monat in der Spitze

Der aus Berlin angereiste Rolf-Dieter Postlep, Präsident des Deutschen Studentenwerks, nahm die Kritik auf. Natürlich, sagte Postlep, sei das Wohnheim ein Tropfen auf den heißen Stein. Letztlich sei aber jeder einzelne Platz wichtig, weil er zur Entspannung der Lage auf dem Wohnungsmarkt beitrage: »Mit Blick auf die stark steigenden Mieten für viele Studierende ist es ein wichtiges Signal, dass wir heute ein neues Wohnheim eröffnen können. Bei langen Wartelisten ist aber auch klar: Wir müssen mehr Angebote schaffen.«

In der Friedrichstraße sind alle Plätze mit eigenem Sanitärbereich ausgestattet. Die Wohngemeinschaften nutzen eine Gemeinschaftsküche. Die einzelnen WG-Zimmer sind zwischen 20 und 23 Quadratmeter groß und inklusive Internet für 398 Euro im Monat (Warmmiete) in der Spitze zu haben. Pünktlich zum Wintersemester sind die ersten Studierenden eingezogen.

Ralf Stobbe, Geschäftsführer des Studentenwerks Gießen, dankte Staatssekretärin Ayse Asar explizit für die Unterstützung bei diesem Bauvorhaben, das durch die Übertragung der Liegenschaft erst möglich geworden war. Auch bei den Kosten erhielt das Studentenwerk Unterstützung: Aus dem Wohnraumförderprogramm des Landes kommen 78 900 Euro in Form eines Förderdarlehens und knapp 316 000 Euro als Zuschuss. Die restliche Summe finanziert das Studentenwerk. »Das Studierendenwohnheim ist ein weiterer kleiner Baustein in einem Puzzle, das wir gemeinsam vervollständigen müssen«, sagte Stobbe. Vom hessischen Ziel, mindestens 10 Prozent der Studierenden an ihrem Hochschulort einen Wohnheimplatz anbieten zu können, sei man indes noch weit entfernt. »Deshalb brauchen die Studierendenwerke eine auskömmliche staatliche Förderung.«

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Das Studierendenwohnheim in der Friedrichstraße passt sich in die umliegende Wohnbebauung ein. © Oliver Schepp

Gießens Oberbürgermeister Becher: „Brauchen wir demnächst einige Bauklötze“

Staatssekretärin Asar betonte, dass Studierendenwohnheime auch dazu beitragen würden, in Krisen Sicherheit und Stabilität zu finden. »Hier finden Studierende eine familiäre und persönliche Gemeinschaft«, sagte Asar, die sich noch gerne an ihre Studienzeit in Gießen und den Austausch in den Wohnheimen erinnere.

Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher betonte, dass beim Studentenwerk derzeit knapp 1000 Studierende auf der Warteliste stehen. »Wenn dieses Wohnheim ein Baustein im Puzzle ist, brauchen wir demnächst einige Bauklötze, um den Anforderungen gerecht zu werden.« Dennoch: »Das neue Objekt ist ein Beitrag zu unserem gemeinsamen Ziel, in unserer stetig wachsenden Stadt zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum entstehen zu lassen.«

Weitere Grußworte überbrachten in Anwesenheit mehrer Landtagsabgeordneter JLU-Kanzlerin Susanne Kraus und Matthias Willems, Präsident der Technischen Hochschule. Architekt Felix Feldmann konnte letztlich bilanzieren, dass man Zeitplan und Kostenschätzung eingehalten habe. (mac)

Die erhöhten Energiepreise machen auch den Studierenden in Gießen zu schaffen. Sie führen zu steigenden Kosten bei den Wohnheimen. Auch die hohen Baukosten verursachen Spannungen.

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