Nach UEFA-Abmahnung: Pizzabäcker aus Gießen feiert internationalen Erfolg

Ein Streit zwischen der UEFA und einem Pizzabäcker aus Gießen beschert dem Gastronomen internationale Aufmerksamkeit– und stößt an seine Grenzen.
Gießen – Es war ein Elfmeter ohne Torhüter, den die UEFA dem Gießener Pizzabäcker Shademan Souri Ende Januar beschert hatte, und der Gastronom verwandelte eiskalt. In einem Brief hatten die Anwälte des Fußballverbands mitgeteilt, dass der Name seiner Tiefkühlpizza »Champignons League« eine Markenrechtsverletzung darstelle. Innerhalb weniger Tage ruderte die UEFA zurück – und brachte Souri internationale Aufmerksamkeit.
»Von der Aktion zehren wir noch heute«, sagt er. Der Pizza-Wolke-Betreiber hatte aus der Not eine Tugend gemacht und in der Corona-Pandemie auf die Produktion von Tiefkühlpizzen gesetzt. Bereits die Klassiker wie Margherita, Salami oder Schinken hatte er mit eingängigen Slogans versehen. So auch die Pilz-Pizza, für deren Namen »Champignons League« er sich die Rechte im Oktober 2021 sicherte. Inhaber älterer Rechte können Widerspruch einlegen – und dies hatte die UEFA als Inhaberin der Rechte für die Champions League getan. Ein üblicher Vorgang also.
»Champignons League«: UEFA rudert im Streit gegen Pizzabäcker aus Gießen zurück
Souri sagt heute, daraufhin sei die Idee entstanden, eine Guerilla-Marketingaktion daraus zu machen. Er lud das Schreiben der UEFA, eine Mischung aus freundlicher Bitte und grober Blutgrätsche, in den sozialen Medien hoch und erntete dafür eine Laola der Solidarität. Die klassische Geschichte von David gegen Goliath ist eben immer noch gut.
Und das müssen wohl auch die Marketingexperten bei der UEFA schnell gemerkt haben. Die Pressestelle schrieb auf Anfrage dieser Zeitung: »Die UEFA nimmt den Schutz ihres geistigen Eigentums ernst, aber dieser Fall scheint einer eines übereifrigen Markenagenten zu sein, der zu voreilig gehandelt hat. Die UEFA Champions League kann glücklich neben dieser köstlich klingenden Pizza leben.«
Nach Streit mit UEFA: Pizzabäcker aus Gießen bekommt Übernahmeangebote
Die Champignon-Pizza von Souri darf also ihren Namen behalten. Wirtschaftlich, sagt der Gastronom, habe sich die Aktion für ihn gelohnt. »Vorher war die Margaritha unangefochtener Verkaufsschlager. Die Champignons League hat aber ordentlich zugelegt und den Weg in überregionale Märkte eröffnet.« Beispielsweise findet sich Souris Tiefkühlware mittlerweile in Supermärkten in Österreich, »und das alleine, weil über uns berichtet wurde«, sagt Souri.
Dieser Umstand sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht auch nötig, betont er. »Wir wollen ein lokales Start-up bleiben, brauchen aber eine größere Reichweite, um zu überleben.« Der Tiefkühlpizza-Markt sei »heiß umkämpft«. Souri habe von vier Branchen-Riesen schon Übernahmeangebote erhalten. »Die Frage wird sein, ob wir aufgefressen werden oder wachsen.«
Aktuell stößt das Unternehmen an Grenzen - räumlich und personell. Die Automatisierung der Produktion wäre eventuell eine Lösung - »aber hilft das wirklich?«, fragt Souri, dessen Pizzen aktuell handbelegt werden. Er will wachsen, aber nicht um jeden Preis. (khn)