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1,3 Millionen Kilometer mehr: Stadtbusverkehr in Gießen soll massiv ausgebaut werden

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Von: Oliver Schepp

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Der Marktplatz bleibt auch in den nächsten Jahren als innerstädtischer Busbahnhof gesetzt. © Oliver Schepp

Es hat zuletzt einige Veränderungen im Gießener Stadtbusverkehr gegeben. Nichts im Vergleich zu dem, was bis 2027 an Ausbau stattfinden soll. Die »Verkehrsleistung« soll um über 50 Prozent steigen.

Alles so schön bunt hier« sang einst Nina Hagen. Schön bunt soll in einigen Jahren auch der Gießener Stadtbusverkehr sein, wenn die Linien zur besseren Unterscheidbarkeit Farben erhalten werden. Es werden viele Farben sein, denn bis 2027 sollen zu den 18 bestehenden weitere Linien hinzukommen. Dies schlagen die Verfasser des neuen Nahverkehrsplans (NVP) für Gießen vor, der nunmehr im Entwurf vorliegt und unter dem Titel »Zielkonzept Stadtbus 2023+« eine gewaltige Erhöhung des Stadtbus-Angebots beinhaltet.

Der fertige Entwurf des NVP ist von der Stadt vor einigen Tagen auf der Homepage ( www.giessen.de/Leben/Verkehr-und-Mobilität/Verkehrsplanung/Nahverkehrsplan ) veröffentlicht worden. Erstellt wurde der 270 Seiten starke Plan, über den die Stadt Gießen als sogenannte Aufgabenträgerin des örtlichen Nahverkehrs verfügen muss, von der Planersocietät aus Dortmund. Jenem Unternehmen, das gegenwärtig auch den Gießener Verkehrsentwicklungsplan erstellt und eine Konzeption für den Verkehrsversuch am Anlagenring entwickelt hat.

Petersweiher und Europaviertel

Was die Verkehrsplaner aus dem Ruhrgebiet für den Gießener Stadtbusverkehr an Weiterentwicklung bis 2027 vorschlagen, würde eine ganz erhebliche Ausweitung des Angebots bedeuten. Im Vergleich zu heute würde sich die »Verkehrsleistung« um über 50 Prozent erhöhen. In gefahrenen Kilometern wäre das ein Anstieg um über 1,3 Millionen auf fast vier Millionen Kilometer. Die Fahrplanstunden würden sich um 87 000 erhöhen, und der Fuhrpark der Stadtwerke-Tochter Mit.Bus müsste um 15 Fahrzeuge auf fast 70 Busse wachsen. Um die »Erschließungsqualität« zu erhöhen, würden fast 30 Haltestellen gebaut bzw. verlegt.

Auf dem Liniennetzplan ist zu sehen, dass Stadtbusse in den Randlagen Gießens weiter fahren sollen als bisher. Angeschlossen würde an der Licher Straße die Rivers Automeile mit der Kreisverwaltung und das Gewerbegebiet Europaviertel. Im Süden würde endlich die Siedlung Petersweiher mit einer Haltestelle »Lausköppel« ans Stadtbusnetz angedient, in Lützellinden würde der Stadtbus ins Gewerbegebiet Rechtenbacher Hohl fahren.

Gewöhnen müssten sich Stadtbusnutzer neben den Farben auch an neue Linienzahlen, als da wären 4, 8, 14, 16, 18, 19, 20 und 29. Dabei handelt es sich nicht nur um komplett neue Linien, sondern Ergänzungsstrecken oder umbenannte Linien. Aus den beiden 800er Linien, die nach Wettenberg fahren, würden zum Beispiel die Linien 19 und 29. Bestehende Linien wie das Linientaxi 9 sollen künftig unter gleichem Namen als »richtige« Buslinien unterwegs sein, in diesem Fall zwischen der Weststadt und dem Philosophikum der Universität. Das gilt auch für die bisherige Ausflugslinie 6 zum Schiffenberg, die künftig von der Lahnstraße bis zur Siedlung Petersweiher fahren würde, am Wochenende weiterhin auf den Hausberg. Neben neuen Verbindungen, zusätzlichen Haltestellen und längeren Bedienungszeiten soll eine Taktverdichtung die Attraktivität des Angebots erhöhen.

Ausbau würde Millionen kosten

In ihrer »Wirkungsanalyse« gehen die Planer innerhalb der Stadt von einem 22-prozentigen Zuwachs an Fahrgästen und einer umstiegsbedingten Reduzierung des Autoverkehrs um elf Prozent aus. Hinter der Stadtgrenze und an den Nahtstellen zum regionalen ÖPNV indes würde der Effekt verpuffen: Prognostiziert werden hier nur vier Prozent mehr Fahrgastaufkommen.

Ein derartiger Ausbau hätte natürlich seinen Preis: Die jährlichen Betriebskosten würden von 11,7 auf 17,8 Millionen Euro steigen, hinzu käme eine Investition in die Vergrößerung der Busflotte von etwa 5,7 Millionen Euro.

In den nächsten beiden Jahren steht bei der Mit.Bus freilich bereits eine Ausgabe von 4,5 Millionen Euro für die »Ersatzbeschaffung« von zehn Gelenkzügen an.

INFO

Online-Diskussion am Montagabend

Am kommenden Montag, 21. November, wird der NVP ab 18 Uhr vorgestellt. Die Online-Veranstaltung wird zwei Stunden dauern. Ab 17.45 Uhr kann man sich über den Zugangslink unter www.giessen.de oder direkt über den Browser www. giessen.de/Online-Veranstaltung einwählen. Teilnehmer können Fragen an die Planer und den Magistrat stellen.

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