Magistrat legt neue Variante vor

Umweltdezernentin Gerda Weigel-Greilich hat für die Sanierung des Dammwegs am Schwanenteich nun doch noch eine weitere Variante vorgelegt. Dabei könnte wenigstens eine Seite des Weges der Rodung entgehen.
Wenn sich eine Mehrheit der Gießener Stadtverordneten nicht noch besinne, seien die Tage der Bäume am Schwanenteich gezählt. Darauf weist die Bürgerinitiative (BI) »Rettet die Bäume am Schwanenteich« einen Tag vor der heutigen parlamentarischen Ausschusssitzung um 19 Uhr im Rathaus hin. Dort steht unter anderem die von der Stadt geplante Sanierung des Dammwegs am Schwanenteich mit dem Projekt »Bitterling« auf der Tagesordnung. Die Durchführung des vom Magistrat gewollten Umbaus bedeute laut BI »die Zerstörung von wichtigem Lebensraum für Tiere und Pflanzen« sowie »eine erhebliche Verschlechterung des Kleinklimas« in diesem Teil der Stadt. Die Argumente des Magistrats für den mindestens 4 Millionen Euro teuren Plan stünden auf »sehr dünnem Eis«. »Die BI fordert die Stadtverordneten daher zu einer Neubewertung auf sowie dazu, weitere Alternativen einer Dammreparatur zu prüfen«, heißt es in dem Schreiben.
Gartenamt entfernt Protestzeichen
Dem kommt die als Umweltdezernentin zuständige Stadträtin Gerda Weigel-Greilich (B90/Grüne) heute Abend zumindest in Teilen offenbar überraschend nach. Nach Informationen dieser Zeitung hat Weigel-Greilich gestern im Magistrat eine zweite Variante vorgestellt. Nach der Bürgerinformationsveranstaltung am vergangenen Montag hatte sie noch gesagt, die Versammlung habe keine neuen Erkenntnisse geliefert und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie an ihrem Plan einer kompletten Rodung und eines Neuaufbaus des Dammwegs festhalten werde. Nun aber sollen doch zwei Varianten zur Sanierung des Dammwegs geprüft werden.
Die neue Variante 1b sieht die Abdichtung des bestehenden Dammes laut Vorlage durch eine geringe Vorschüttung auf der Seite des Schwanenteichs vor. Die Verkehrssicherheit des Dammwegs, deren Gewährleistung am vergangenen Montag noch bei allen anderen Varianten außer dem Kahlschlag als unrealistisch dargestellt worden war, werde in der neuen Variante unter Verwendung eines speziellen Geogitters mit einem teilweisen Neuaufbau des Wegeoberbaus wiederhergestellt. In dieser Variante könne der Bewuchs auf der Wieseckseite erhalten bleiben, der Bewuchs auf der Seite des Schwanenteichs aber nicht. Laut Vorlage befinde sich diese Maßnahme derzeit in der Überprüfung bei einem Hersteller. Das Ergebnis der Prüfung soll den Stadtverordneten zur Kenntnis gegeben werden. Die Entscheidung über die Umsetzungsvariante werde in einer Stadtverordnetensitzung getroffen. Nicht verändert werden sollen indes die anderen Punkte des Projekts »Bitterling«, zu dem die ökologische Aufwertung des Schwanenteichs, die Anlage eines mäandrierenden Nebengerinnes zur Wieseck und die Errichtung eines Hochwasserschutzes fürs Freibad gehören. Auch daran stößt sich die BI.
Für Ärger unter den Mitstreitern der BI hat zudem gesorgt, dass in den vergangenen Tagen alle Markierungen entfernt worden sind, die die BI als Protest an den zu fällenden Bäumen am Schwanenteich angebracht hatte. Die Stadt räumt ein, dass »Mitarbeitende des Gartenamtes die Markierungen der BI abgenommen« haben. Der Grund dafür, sagt Sprecherin Claudia Boje, »bestand offenbar darin, dass die Mitarbeitenden bei jedem Fremdkörper, der sich an den Bäumen im Park befindet, gehalten sind, diesen zu entfernen«. Boje betont jedoch, dass dies in diesem Fall nicht auf Zustimmung von Weigel-Greilich traf, die von der Entfernung weder gewusst haben will noch dies angeordnet habe. »Sollten noch mal Zeichen des politischen Protests dort aufgehängt werden, würden diese nicht entfernt, erklärte Weigel-Greilich. Protest sei legitim.
Heute ab 18.30 Uhr Demo vor Rathaus
Zudem hat die Stadt in den vergangenen Tagen die Absperrung des Dammweges im gesperrten Bereich durch das Gartenamt verstärken lassen. Hintergrund sei, dass die bisherige Absperrung immer wieder zur Seite geräumt wurde. Die Verstärkung der Sperrung geschah laut Boje auch weil sich die Lage durch den höheren Wasserstand im Teich verschärft habe.
Für die meisten Besucher der Informationsveranstaltung am vergangenen Montag habe sich nach Meinung der BI-Verantwortlichen nicht erschlossen, warum angesichts der vielfältigen Gegenargumente das Projekt am Schwanenteich durchgedrückt werden soll. »Warum Weigel-Greilich keinen Erkenntnisgewinn haben will, bleibt ihr Geheimnis. Letztlich bleiben als Argumente für die Planung des Magistrats nur die Standsicherheit des Dammes und der Denkmalschutz übrig. Die Stellungnahme des Denkmalschutzes ist aber zehn Jahre alt. Die Voraussetzungen haben sich seitdem stark verändert. Eine Neubewertung ist zwingend erforderlich«, betont die BI.
Auch über die weiteren Maßnahmen, darunter die Mäandrierung, müsse nachgedacht werden. Für die vorgesehene Lösung werde dem Bad Fläche entzogen und es müsse zusätzlich eine Reihe von sehr alten Bäumen gefällt werden. Alle Bürger werden von der BI aufgerufen, im Rahmen der heutigen Sitzung um 18.30 Uhr am Berliner Platz vor dem Rathaus zu protestieren.