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»Lundt« heute in der Alten Kupferschmiede

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Von: Karola Schepp

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Stefan Neubacher (2. v. l.) mit den anderen »Lundt«-Musikern um Sängerin Santje Winkler. © Red

Gießen (gl). Stefan Neubacher ist Leiter des städtischen Kulturamts. Aber er ist auch Musiker, bewegt sich mit seiner eigenen Band »Auf Krücken durch Rom« und ist Kontrabassist der vierköpfigen Formation »Lundt«. Mit der ist er aktuell auf Hessentour.

Ursprünglich als Solo-Singer-Songwriter und Selbstevaluations-Projekt von Santje Winkler gegründet, spielt die Gruppe seit 2019 in der Vierer-Besetzung Christian Dietz, Stefan Neubacher, Alexander Triebsees und Santje Winkler. Damals war Stefan Neubacher in Eberswalde in der Stadtverwaltung tätig, Santje Winkler schon seit 2002 als Solokünstlerin »Lundt« unterwegs. »Santje und ich hatten auch schon in der Verwaltungsband ›Admin-Staff‹ der Stadtverwaltung Eberswalde Musik gemacht«, erzählt Neubacher. Als Santje, nachdem sie aus der Stadtverwaltung ausgeschieden war, einen neuen »Lundt«-Bassisten suchte, sei sie auf ihn zugekommen. »Als ich in der Stadtverwaltung Eberswalde aufgehört habe, gab es ein Abschlussskonzert in dem wundervollen Format ›Samstagmorgen 10.30 Uhr‹«, berichtet Neubacher. Der »Admin-Staff«-Schlagzeuger hatte dazu Santje eingeladen und da fragte sie ihn, ob er nicht bei »Lundt« mitmachen wolle. Neubacher sagte zu und schon 2019 gab es den ersten gemeinsamen Auftritt beim »Festival für Freunde« in Brandenburg. Viele kleinere Auftritte folgten, auch wenn es nicht immer leicht ist, ohne Management an Gigs zu kommen. Gemeinsames Proben ist aber kein Problem, da Neubacher an den Wochenenden meist in Berlin ist.

Zu hören sind bei »Lundt« neben Akkustikgitarren, Schlagzeug und Kontrabass auch Keyboards, Glockenspiel und Melodika. Musikalisch bewegen sich die Stücke zwischen Indie-Pop und Folk, aber man hört auch rockigere Töne - »aber ich würde immer sagen, es ist Singer-Songrwiter-Musik, denn Gitarre und Stimme stehen im Vordergrund«, betont Neubacher.

Flucht und Menschenhandel

Santje Winkler ist für das komplette Songwriting zuständig, für Musik und Texte. In der Band werden dann gemeinsam die Arrangements entwickelt. Es gibt bislang nur eine CD »Dora Diaspora«, ansonsten publiziert »Lundt« über Spotify und meist auf www.lundt.bandcamp.com.

Je eingängiger die Stücke wirken, umso mehr stolpert man beim Zuhören über die Texte, in denen Geschichten von Betroffenen von Menschenhandel ebenso verarbeitet werden, wie weibliche Fluchterfahrungen und Erwartungen an Geschlechterrollen. In großen Teilen verarbeitet Santje Winkler in ihren Texten das, was sie in ihrem beruflichen Alltags als Sozialarbeiterin erlebt. Sie arbeitet mit geflüchteten Frauen, die zwangsprostituiert waren, bei einem Berliner Verein.

Die Texte schreibt sie auf Englisch. »Ich glaube, das hat ein bisschen mit Popkultur zu tun«, sagt sie. »Und es ist auch eine andere Form von Distanzierung und Herausforderung. Vor allem liegt es aber auch daran, dass das, was ich da singe, am Anfang noch gar keine Textform hat.« Aus einer Art Pseudo-Englisch entwickelt sie den endgültigen Text.

Nachdem »Lundt« gestern in Frankfurt auf dem Restaurantschiff Mainod die Reihe »CultureClub«-Konzerte eröffnet hat, kann man sie am heutigen Freitag ab 20 Uhr in der »Alten Kupferschmiede« im Tiefenweg hören und am 22. Mai im Wetzlarer Café Vinyl.

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