Ludwigstraße in Gießen wird neugestaltet – und für 15 Monate zur Großbaustelle

Wohl bis Ende 2023 wird die wichtige Ludwigstraße in Gießen grundsaniert. Die Pläne sehen auch eine neue Verkehrsführung und einen besonders gestalteten Bereich am Unihauptgebäude vor.
Gießen - Zwei schwere Unfälle mit einem toten Fußgänger und einem toten Radfahrer haben das Verkehrsgeschehen auf der Ludwigstraße in Gießen ins Gerede gebracht. Die umfangreichen Umbaupläne, die das Tiefbauamt der Stadt vor einigen Tagen im Zusammenhang mit einer Ausschreibung im Internet veröffentlicht hat, sind aber keine Reaktion auf diese Vorfälle. Es handelt sich vielmehr um ein schon länger beabsichtigtes Vorhaben, das zudem auch nicht die obere Ludwigstraße betrifft, wo sich die beiden Unfälle ereigneten.
Es geht um den flachen unteren Abschnitt zwischen der Gartenstraße und dem Riegelpfad, der ab Mitte September grundsaniert werden soll. Als Bauzeit werden vom Gießener Tiefbauamt 15 Monate angegeben. Geht der Zeitplan auf, wird die Ludwigstraße also bis etwa Ende 2023 abschnittsweise zu einer Dauerbaustelle werden.
Ludwigstraße in Gießen: Radstreifen nicht überall beidseitig
Die Verkehrssituation auf der vielbefahrenen Ludwigstraße ist seit langem Gegenstand vielstimmiger Kritik. Kaputte Fahrbahnen, fehlende Schutzstreifen für den Radverkehr, Lärm und ein insgesamt hektisches Verkehrsgeschehen werden von Verkehrsteilnehmern und Anwohnern beklagt. Dass sich mit der grundlegenden Sanierung die Situation im unteren Abschnitt verbessern soll, hatte Gießens Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) in den vergangenen Wochen bereits angedeutet.
Die in der Ausschreibungsdatenbank veröffentlichten Pläne geben nun Auskunft, was sich konkret verändert. So steckt hinter der Ankündigung, dass der Verkehrsraum »zu Gunsten des Radverkehrs« neu aufgeteilt wird, die Anlage von Radschutzstreifen. Aus Platzgründen allerdings nicht auf der gesamten Umbaustrecke und nicht überall beidseitig. Auf beiden Straßenseiten sind die Schutzstreifen im Abschnitt zwischen Bleichstraße und Goethestraße vorgesehen, im weiteren Verlauf bis zur Gartenstraße abschnittsweise auf der Ostseite.
Ludwigstraße in Gießen: Ladezonen sollen Ordnung in Verkehr bringen
Verbessern soll sich die Situation für Radfahrer und Fußgänger außerdem an den großen Kreuzungen, die bis in die Querstraßen wie Bismarck- und Bleichstraße hinein umgestaltet werden. Kurz vor dem Ausbauende am Riegelpfad ist zudem eine Querungshilfe für Fußgänger mit Mittelinsel vorgesehen.
Um mehr Ordnung in den ruhenden Verkehr zu bringen, sieht die Planung mehrere Ladenzonen auf beiden Seiten vor. Laut der »Parkplatzbilanz« des Tiefbauamts fallen auf der gesamten Umbaustrecke 20 Autoparkplätze weg, davon der Löwenanteil mit 14 im Abschnitt zwischen der Goethestraße und der Bleichstraße, wo beidseitig Radschutzstreifen vorgesehen sind.
Gießen hat weiteres Großprojekt
Ein weiteres großes Bauprojekt der Stadt Gießen ist der Ersatzbau für die marode Konrad-Adenauer-Brücke. Die Arbeiten für die neue Lahnbrücke haben mit drei Jahren geplanter Bauzeit aber nochmal eine völlig andere Dimension als die Umgestaltung der Ludwigstraße.
Von Verkehrsdezernent Wright bereits für 2023 angekündigt wurde der behindertengerechte Umbau der beiden Bushaltestellen auf Höhe des Unihauptgebäudes (Westseite) und der etwas weiter südlich gelegenen auf der Ostseite der Ludwigstraße. Um den Platzcharakter des Bereichs vor dem Unihauptgebäude zu unterstreichen, wurde für die Straße am Vorplatz ein bräunlich eingefärbter Polymerasphalt als Fahrbahnbelag gewählt.
Umgestaltung der Ludwigstraße in Gießen: An der Gartenstraße geht’s los
Bevor die eigentliche Umgestaltung der Ludwigstraße beginnt, sind die Kampfmittelräumer mit Bodenuntersuchungen sowie Stadtwerke und Mittelhessische Wasserbetriebe mit der Neuverlegung bzw. Sanierung von Kanälen und Leitungen für Gas und Wasser am Zug. Zudem wird die Stadt Leitungen für die Verkehrssteuerung verlegen.
Das Projekt, das allein im Straßenbau schätzungsweise um die 1,5 Millionen Euro kosten wird, soll abschnittsweise umgesetzt werden. Los geht’s zwischen Garten- und Bismarckstraße, dann weiter bis zur Bleichstraße und im dritten und letzten Abschnitt bis hinter den Riegelpfad. Die Bereiche werden für die Dauer der Arbeiten vollgesperrt. (Burkhard Möller)