Literatur für alle

Große Autorennamen, spannende Bücher, lang ersehnte Nachholtermine - das neue Quartalsprogramm des Literarischen Zentrums Gießen lässt auf ein interessantes Vierteljahr für heimische Literaturfreunde schließen.
Ran an die Bücher! Diesen Aufruf möchte man Literaturfans und solchen, die es noch werden wollen, zurufen, um ihnen eine gedankliche Auszeit von den aktuellen globalen Krisenszenarien ans Herz zu legen. Das Literarische Zentrum bietet dazu mit seinem nun vom Vorsitzenden Prof. Sascha Feuchert und den beiden Geschäftsführerinnen Anika Binsch und Hannah Brahm vorgestellten Quartalsprogramm interessante Anregungen. Neben bekannten Autoren mit Gießen/Marburg-Bezug, wie Moritz Rinke und Stephan Thome, gibt es auch die Begegnung mit mehreren Autoren, die im vergangenen Quartal wegen Corona nicht ihre Lesungen wie geplant durchführen konnten - etwa Carsten Henn mit seinem Erfolgsroman »Der Buchspazierer« und Isabel Bogdan mit ihrem Roman »Laufen«. Und das Publikum darf sich unter anderem auch auf ein Wiedersehen und -hören mit Jo van Nelson und einer seiner Grammophon-Lesungen freuen.
Los geht es im Programm mit einer Oster-Lesung von Carsten Henn am 5. April auf dem Lollarer Kirchberg. Die war eigentlich für die vergangene Weihnachtszeit geplant gewesen. Zwischenzeitlich hat der Roman »Der Buchspazierer« des Weinspezialisten und Restaurantkritikers Henn, der sich auch schon mal im Krimi- oder Liebesromangenre austobt, einen vorderen Platz auf den Bestsellerlisten erobert. Die Geschichte über die Freundschaft eines Buchhändlers und eines Mädchens erzählt voller Gefühl, was Bücher und Menschen miteinander verbindet. Das kommt an. Und bei der Lesung des LZG wird das mit Harfenbegleitung von Cordula Poos untermalt.
Grammophon- Lesung mit Jo van Nelson
Fast exakt einen Monat später tritt Jo van Nelson auf und präsentiert am 3. Mai in der Reihe »Fankfurt liest ein Buch und Gießen liest mit« zum Start des Frankfurter Lesefests eine Grammophon-Lesung. Unter dem Titel »Bubikopf und Bleistift« stellt er im Alten Schloss Autorinnen der Weimarer Republik vor: Irmgard Keun, Mascha Kaléko, Vicki Baum und andere. Er liest Texte, in deren Mittelpunkt die Frau des 20. Jahrhunderts steht und lässt Akteurinnen dieser Zeit durch sein Grammophon in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts erklingen.
Im Mittelpunkt von Isabel Bodgans konsequent im inneren Monolog geschriebenen Roman »Laufen« steht eine Ich-Erzählerin, die nach dem Suizid ihres Partners das Laufen für sich als Mittel entdeckt, wieder irgendwie Boden unter den Füßen zu finden. Zu erleben bei Bogdans Lesung am 11. Mai im KiZ.
Moritz Rinke ist einer der führenden Dramatiker seiner Generation, hat in Gießen Theaterwissenschaft studiert und mit »Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel« einen Bestsellerroman geschrieben. In seinem neuen Buch, das er am 19. Mai im Zeitschriftenlesesaal der Uni-Bibliothek präsentiert, erzählt er von »Der längste Tag im Leben des Pedro Fernandez Garcia«, einem Postboten auf Lanzarote. Der will seiner Familiengeschichte auf den Grund gehen, doch der Spanische Bürgerkrieg und das Leben seines Großvaters in den 1930er Jahren in Spanisch-Marokko werfen zahlreiche Fragen auf. Als sich dann auch noch seine große Liebe Carlota von ihm trennt und seinen Sohn mitnimmt, herrscht Stille in Pedros Leben. Zusammen mit dem Flüchtling Amado und einem arbeitslosen Fischer ohne Boot entwickelt er einen wahnwitzigen Plan, seinen Sohn zurückzuholen.
Graphic Novel über den Tod des Sohnes
Und wieder einmal ist der Prototyp in der Georg-Philipp-Gail-Straße 5 Veranstaltungsort. Dort wird am 22. Juni Melanie Garanin ihre autobiografische Graphic Novel »Nils« vorstellen. Es geht um eine emotionale Reise voller Verzweiflung, Wut und Mut. Nach dem tragischen Tod ihres dreijährigen Sohnes fand die Kinderbuchillustratorin ihren eigenen Weg, mit der Trauer umzugehen: sie zeichnet. Ihre Zeichnungen erzählen die Geschichte von Nils, unterstützt von kleinen Texten über das Familienleben mit einem schwerkranken Kind.
Erstmals ist der japanische Garten der Kongresshalle Veranstaltungsort einer LZG-Lesung: Am 29. Juni wird dort der in Biedenkopf geborene Autor Stephan Thome aus seinem neuen Roman »Pflaumenregen« lesen, eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat Taiwan. Er führt die Leser in das Taiwan der 1940er Jahre, am Ende der japanischen Kolonialzeit. Die Eltern der kleinen Umeko geben sich Mühe, trotz des immer näher rückenden Pazifischen Krieges, sie so behütet wie möglich großzuziehen. Das Leben der Familie ändert sich jedoch drastisch, als am Ortsrand ein Lager für Kriegsgefangene errichtet wird. Ein Strudel aus Schuld und Verbrechen ergreift die Familie und hält sie bis in die Siebzigerjahre gefangen.
Karten für alle eintrittspflichtigen Veranstaltungen gibt es ab sofort in der Tourist-Information (für LZG-Mitglieder im LZG-Büro). Eine komplette Programmübersicht findet sich auf lz-giessen.de und in Flyern. Am Veranstaltungsort gelten die jeweils aktuellen Hygienevorschriften des Landes (derzeit 3G, ohne Besucherzahlbeschränkung). Hier sollte man sich aber auf der LZG-Homepage über den aktuellen Stand sowie über eventuell kurzfristige Programmänderungen informieren. Bereits gekaufte Karten bleiben für die Nachholtermine weiterhin gültig.