Lebensgrundlagen erhalten

Gießen (nal). »In der Roos soll für immer blühen!« stand auf einem auf dem Rathausvorplatz angebrachten Transparent zu lesen, derweil die beiden Schlepper an der Bushaltestelle am Berliner Platz der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) tatkräftig »Power to the Bauer« demonstrierten: Unter dem Motto »Alle Böden bleiben! - Lebensgrundlagen erhalten!
« fand dort zum internationalen Weltbodentag eine Kundgebung mit Protestmarsch zum Regierungspräsidium am Landgraf-Philipp-Platz statt.
Finn Becker konnte nach den musikalischen Darbietungen von Annemi Möhring von »Mehr Impulse« rund 80 Teilnehmer begrüßen, die sich eingefunden hatten, um nicht nur ihren Unmut über das Baugebiet »In der Roos« in Rödgen zum Ausdruck zu bringen, sondern ganz allgemein über die Flächenversiegelungen. So waren auch Vertreter von Bürgerinitiativen aus der Stadt wie auch aus dem Umland aus Garbenteich, Buseck und Linden vertreten, um darauf aufmerksam zu machen, wie unverzichtbar intakte Böden für unser Leben sind. Die lebensnotwendigen Bodenfunktionen gehen durch Bebauung und Versiegelung verloren.
»Verlieren die Menschen den Boden unter den Füßen?«, fragte Beate Allmenröder von der Busecker Verkehrswende-Initiative und merkte an, dass trotz aller Warnzeichen wie Arten- und Waldsterben, Hitzesommer, Unwetter, Überschwemmungskatastrophen immer weiter damit gemacht werde, den Boden zu zerstören. »Sorgen wir dafür, dass die sich die Menschheit wieder erdet«, warb sie dafür dass weder die Roos in Rödgen noch der Mollbornsweg in Großen-Buseck bebaut werden. Elke Jandrasits ging als Unterstützerin der Parents/People for Future auf das Thema Boden und Klima ein. Moni Lux und ch Daniel Witt erinnerten an den am 19. Juli veröffentlichten offenen Brief zur »Roos« ein und verwiesen auf bundesweit über 1000 Unterstützungsunterschriften, darunter etwas über 500 aus Gießen.
»In der Roos« im Blick
»In der Roos« ist Rödgens letzte alte Wiese innerorts. Dort leben unter anderem die nach Naturschutzrecht streng geschützten Schmetterlinge Dunkler und Heller WiesenknopfAmeisenbläuling. Die Wiese wird extensiv, biologisch und gezielt bläulingsgerecht bewirtschaftet und gepflegt. Bereits im Dezember 2019 wurde im »Vereinfachten Verfahren für die Wiedernutzbarmachung von ehemals bebauten innerörtlich gelegenen Bereichen« ein Bebauungsplan beschlossen. »Somit kam die Behörde um die Umweltverträglichkeitsprüfung herum. Aber das vereinfachte Verfahren hätte nicht angewendet werden dürfen, weil ›In der Roos‹ nie bebaut war. Und mit fachgerechter Bewertung der natur- und artenschutzrechtlichen Vorgaben hätte es so nicht zum Bebauungsplan kommen dürfen«, warf Witt den Verantwortlichen rechtswidriges Verhalten vor.
»Beschämend« sei es, dass keiner der Verantwortliche aus Stadtverwaltung und Magistrat bereiterklärt hätten, die Unterschriften entgegenzunehmen. Diese wurden so dem Grünen-Stadtverordneten Fabian Mirold Stroh durch Franziska Werthmann überreicht. Unter dem Protest der Teilnehmer räumte dieser ein, dass man sich an dem getroffenen Beschluss festhalten werde, es so etwas aber in Zukunft nicht mehr geben werde.
Stefanie Plüschke unterstrich in ihrem abschließenden Redebeitrag, dass Boden- und Waldschutz klarer Klima- und vor allem auch Trinkwasserschutz seien. »Boden erhalten und schützen bedeutet den Stopp von weiterem Boden- und Ressourcenverbrauch und Abholzung weltweit. Dies ist der Klimaschutz, den wir vorrangig brauchen. Dazu braucht es konstruktive internationale Zusammenarbeit, keine weitere Ausbeutung von Ressourcen für immer neue Autobahnen, Gewerbegebiete, Logistikzentren, Gebäude und Kraftwerke«, sagte sie.