Landesweit die Besten ihres Fachs

Gießen (lea). Eins eint fast alle ausgezeichneten Auszubildenden der IHK Gießen-Friedberg: der bunte Lebenslauf. Simon Jodat hatte vorher ein Studium der Wirtschaftswissenschaften angefangen. Nun hat der 30-Jährige seine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Gießen als Landesbester abgeschlossen. »Die Ausbildung ist sehr abwechslungsreich«, bilanziert er und berichtet von der Mitarbeit in der Studentenfiliale »Campus & more«, bei der er auch Kundengespräche auf Englisch führte.
Kundengespräche auf Englisch
Wer über eine Ausbildung nachdenke, sollte Lust auf Kundenkontakt und einen Bürojob haben. Ein Plus: »Finanzen beschäftigen dich das ganze Leben lang.« Selbst, wenn man den Beruf wechsle, habe man wertvolle Fachkenntnisse gewonnen.
Auch der Lebenslauf von Jens Tebest zählt andere Stationen, bevor man die Ausbildung bei CCNet zum Informations- und Telekommunikationssystemkaufmann darauf findet. Eine davon ist die Selbstständigkeit mit einem IT-Support. Am meisten schätzt der 41-Jährige an der absolvierten Ausbildung die Vielfalt. »Ich komme aus der IT, der Beruf ist eine Mischung aus Kaufmann und Fachinformatiker.« Gerade lässt sich Tebest an der Fachschule noch zum staatlich geprüften Betriebswirt ausbilden.
Neben Tebest und Jodat wird auch Christian Siech als Landesbester ausgezeichnet, der seine Ausbildung als Fachkraft für Metalltechnik bei der Jugendwerkstatt absolvierte. Außerdem erhält Felix Delbrouck die Auszeichnung als Landesbester für die Ausbildung zum Holzmechaniker bei der König + Neurath AG Karben. Julia Angele absolvierte als Bundesbeste die Ausbildung zur Industriekeramikerin Anlagentechnik bei der Schunk Kohlenstoff GmbH in Heuchelheim.
2022 konnten an der IHK Gießen-Friedberg 1999 neue Ausbildungsverträge verzeichnet werden. Das sind 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr, als die Zahl noch 1978 betrug. Zum Vergleich: Deutschlandweit betrug der Zuwachs zum Jahr 2021 nur 0,4 Prozent. An die Zahlen vor Corona kann dies freilich noch nicht heranreichen: 2019 wurden an der IHK Gießen-Friedberg 2391 Verträge abgeschlossen.
Momentan beschäftigen 461 Betriebe im Landkreis Gießen mindestens einen Auszubildenden, im Wetteraukreis sind es 421 Betriebe und im Vogelsbergkreis 205 Betriebe.
Im Schuljahr 2021/2022 stieg die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die nach der Sekundarstufe I eine betriebliche Ausbildung absolvierten, hessenweit um 1,3 Prozent auf 33 000 an.
Erstmals: mehr Plätze als Nachfrage
Deutschlandweit ist erstmals die Quote der Ausbildungsplatzsuchenden kleiner als die der noch zu besetzenden Plätze: 544 000 offene Stellen stehen 535 000 Nachfragenden gegenüber. »Ich möchte fast sagen, die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz sind besser denn je«, sagt IHK-Präsident Rainer Schwarz.
Um Informationen auf Augenhöhe zu bieten, hat die IHK Gießen-Friedberg in diesem Jahr das Pilotprojekt »Ausbildungsbotschafter Gießen« gestartet. Auszubildende im zweiten und dritten Lehrjahr geben dabei ihre Erfahrungen während Schulbesuchen an Jugendliche weiter.