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Laiendolmetscher sind gefragt

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Von: Marc Schäfer

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Stadträtin Astrid Eibelshäuser (M.), Julia Hettenhausen (r.) und Ela Cetin-Honca kümmern sich um die Laiendolmetscher. © Oliver Schepp

In der Stadt Gießen können Institutionen bei Gesprächen mit Menschen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, seit 2020 auf die Dienste von ehrenamtlichen Laien- dolmetschern zurückgreifen. Mehr als 800 Einsätze hat das städtische Büro für Integration im Jahr 2022 vermittelt. Nun soll das Programm, das vom Land gefördert wird, weiter ausgebaut werden.

Die Einsatzmöglichkeiten der Gießener Laiendolmetscher sind vielfältig. Angefragt werden sie von (Migrations-)Beratungsstellen, sozialen Einrichtungen, Ämtern und Behörden, von Schulen und Kindertagesstätten. Bei Konfliktgesprächen zwischen Lehrern und Eltern beispielsweise, aber auch bei Hilfeplangesprächen oder um die Eingewöhnungszeit in der Kita vorzubesprechen, sind ihre Dienste begehrt. Immer dann, wenn die Sprachkenntnisse über die alltäglichen Floskeln hinausgehen sollten. Wenn es darauf ankommt, dass der Zuhörer den Inhalt der Unterredung richtig und vollständig versteht, er die deutsche Sprache aber noch nicht ausreichend beherrscht. »Die Nachfrage ist riesig. Wir können gar nicht alle Wünsche erfüllen«, sagt Julia Hettenhausen, die Leiterin des städtischen Büros für Integration.

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ela Cetin-Honca, die im Integrationsbüro für das Laiendolmetscher-Programm verantwortlich zeichnet, ist sie damit beschäftigt, das WIR-Programm »Ehrenamtliche Laiendolmetscher« des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration in Gießen mit Leben zu füllen.

20 Euro Aufwandsentschädigung

Das Büro ist zuständig für die Suche der Dolmetscher, die Qualifizierung und Betreuung der Ehrenamtlichen sowie die Koordination der Anfragen. Hettenhausen und Cetin-Honca sorgen dafür, dass die ehrenamtliche Tätigkeit professionell verläuft, denn sie ist ein wichtiger Baustein der Integration.

Der Wunsch nach einer solchen Sprachmittlung habe schon vor Beginn des Programms bestanden. Heute, sagt Cetin-Honca, sei es »nicht mehr vorstellbar, dass es das irgendwann mal nicht mehr geben werde«. 800 Einsätze hat die Stadt 2022 für ihre Laiendolmetscher vermittelt. 37 Personen sind im Stadtgebiet im Einsatz, 17 Sprachen werden abgedeckt. Pro Einsatz erhalten die ehrenamtlichen Dolmetscher eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro. Auch die entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen werden bezahlt. Die Kosten werden vom Land getragen. »Außer den Personalressourcen entstehen uns als Stadt keine Kosten«, sagt Dezernentin Astrid Eibelshäuser. Im Jahr 2023 stehen 31 000 Euro für das Programm zur Verfügung, gut 12 000 Euro mehr als 2022.

Ausgeschlossen von der Unterstützung der Laiendolmetscher sind Gespräche beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, beim Jobcenter, der Ausländerbehörde, der Polizei und bei Gericht. Auch den medizinischen Bereich schließt die Stadt aus. »Dies liegt an etwaigen Haftungsfragen«, sagt Eibelshäuser. Zugreifen auf den Pool der Laiendolmetscher können nur Institutionen, mit denen im Vorfeld eine Vereinbarung geschlossen worden ist. Anfragen von Einzelpersonen können nicht berücksichtigt werden. Die Übersetzung erfolgt zudem nur mündlich.

Unterricht zur Vorbereitung

Um der wachsenden Bekanntheit und Nachfrage gerecht zu werden, sucht die Stadt stets neue ehrenamtliche Laiendolmetscher. Ein entsprechender Qualifizierungskurs mit 24 Unterrichtsstunden ist dafür obligatorisch. Voraussetzung für die Teilnahme sind unter anderem die Volljährigkeit, Deutschkenntnisse (B2), mündliche Kenntnisse einer anderen Sprache (C1) und eine gewisse Kultursensibilität. Besonders gesucht werden derzeit die Sprachen Tigrinja, Somali, Amharisch, Farsi/Dari, Ukrainisch, Russisch und Kurdisch. Wie Cetin-Honca sagt, sei das Dolmetschen mittlerweile ein beliebtes Ehrenamt, gerade viele ausländische Studierende brächten dabei ihre Sprachkompetenz ein.

Interessierte können sich per E-Mail an wir.dolmetscher @giessen.de wenden.

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Für 17 Sprachen haben sich in Gießen bereits ehrenamtlich tätige Laiendolmetscher gefunden. © Oliver Schepp

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