Nachtbürgermeister soll Ordnung in Gießener Partyszene bringen

Die Stadt Gießen plant einen Nachtbürgermeister und will „exzessartige Partys“ unter Kontrolle bringen.
Gießen – Die Corona-Pandemie* hat der Gießener Club-Szene einerseits schwer zugesetzt. Andererseits haben die teilweise exzessartigen und kommerzfreien Massenpartys unter freiem Himmel* als Ventil vor allem im Sommer 2021 geboomt und Ordnungsamt sowie Polizei auf den Plan gerufen.
Nach den ordnungsrechtlichen Akutmaßnahmen will die Stadt in nächster Zeit nun konzeptionell ins „Gießener Nachtleben“ eingreifen. Dies kündigte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD) am Donnerstagabend (24.03.2022) im Kulturausschuss des Stadtparlaments an.
Zu diesem Zweck will der Magistrat im Rahmen eines Workshops die unterschiedlichen Akteure und Vertreter der Stadtverwaltung an einen Tisch holen. „Das rollt in diesem Jahr an“, kündigte Becher im Ausschuss an.
Clubs in Gießen: Nachtbürgermeister soll künftig Konflikte lösen
Themen der Gespräche könnten die „Situation der Clubs in der Stadt“ und das „Feiern draußen und umsonst“ sein, heißt es einem Antrag der Koalitionsparteien Grüne, SPD und Gießener Linke, mit dem das Regierungsbündnis auf einen Vorstoß der PARTEI zur Einführung eines Nachtbürgermeisters reagiert hat.
Allein die Installierung eines Nachtbürgermeisters, der Konflikte schlichten soll, sei als „Engführung auf ein ordnungspolitisches Krisenmanagement“ womöglich zu wenig, begründet die Koalition ihren Ansatz für ein Gesamtkonzept für das Gießener Nachtleben.
Eine solche Stelle, auf deren Schaffung sich die Koalition im Sommer 2021 in ihrem Vertrag verständigt hatte, könne Teil eines solchen Konzepts sein. Ob der Nachtbürgermeister ehren- oder hauptamtlich tätig dein soll, steht nicht im Antrag. Die Koalition hatte sich für eine ehrenamtliche Lösung ausgesprochen.
Gießen nimmt sich Beispiel an Leipzig: Auch ein Nacht-Rat könnte kommen
Becher verwies auf das Beispiel Leipzig. Dort sei bei der Stadt eine „Koordinierungsstelle Nachtleben Leipzig“ inklusive Nachtbürgermeister angesiedelt worden. Akteure wie Wirtschaftsförderung, Kulturamt, Drogenhilfe, freie Kulturvereine, Initiativen zur Gewaltprävention und die Polizei sitzen dort an einem Tisch, weitere Expertise steuert ein sogenannter „Nacht-Rat“ bei.
Der Änderungsantrag der Koalition zum Ursprungsantrag der Partei wurde mit breiter Mehrheit beschlossen. (Burkhard Möller)
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