Kongresshalle bleibt kein Stückwerk

Noch mindestens drei Jahre lang bleibt die Kongresshalle eine Baustelle. Den bisherigen Modernisierungsarbeiten sollen bis 2025 weitere sieben Bauabschnitte folgen. Magistrat und Stadthallen- Gesellschaft sehen sich mit dem 15,5-Millionen-Projekt gut aufgestellt für die nächsten Jahrzehnte.
Champions League, Euro-League, Regionalliga: Wer sich im Fußball nicht auskennt, hatte am Montagabend Probleme, der Beratung des Hauptausschusses des Stadtparlaments über den Projekt- und Finanzierungsbeschluss zum weiteren Ausbau der Kongresshalle zu folgen. Stand jetzt wird das Bürgerhaus der Kernstadt bis 2025 mit insgesamt 15,5 Millionen Euro auf Vordermann gebracht, 4,5 Millionen wurden davon schon für die ersten vier Bauabschnitte ausgegeben. Sieben weitere sollen nun folgen. »Wir sind jetzt an einem Punkt, den Rest zu planen«, sagte Stadträtin Astrid Eibelshäuser (SPD) in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende der Stadthallen-Gesellschaft (SHG) und als für den Hochbau zuständige Dezernentin. Die Frage, in welcher Veranstalterliga die SHG mit ihrer größten Halle künftig zu spielen gedenkt, beantwortete deren Geschäftsführer Sadullah Gülec ganz bescheiden mit »Regionalliga«, aber dann bitte schön erfolgreicher als zuletzt der FC Gießen.
SHG: Gute Prognosen
Davon sind der Magistrat und die SHG überzeugt. Runderneuert werde die unter Denkmalschutz stehende Stadthalle für die nächsten Jahrzehnte ein »idealer Veranstaltungsort für kleinere und mittelgroße Veranstaltungen« sein, sagte Gülec. Veranstaltungsstätten von der Größe der Kongresshalle würden in der Veranstaltungsbranche gute Perspektiven bescheinigt, erklärte der SHG-Geschäftsführer weiter.
Für den künftigen Standard muss die Stadt freilich tief in die Tasche greifen, wobei über eine Million Euro für die ersten Bauabschnitte aus dem Landesprogramm Hessenkasse kommen. Gegenüber dem Beschluss von Ende 2019, als von einer Gesamtinvestition in Höhe von 13,5 Millionen Euro ausgegangen wurde, hat sich das Vorhaben jetzt um zwei Millionen Euro verteuert. Neben der allgemeinen Kostenentwicklung ist dies neuen Anforderungen geschuldet. Das betrifft die Verlagerung von WC-Anlagen und den Umbau der Garderobe, die Gebäudeentwässerung, die Vergrößerung der Technikzentrale auf dem Dach, den Ausbau der Medien-, Bühnen- und Veranstaltungstechnik sowie die Auswertung des Backstage- und Künstlerbereichs.
Vorher war schon klar, dass es in der Kongresshalle künftig keine ständige Gastronomie mehr in Form einer klassischen Bürgerhausgaststätte geben wird. Das frühere Restaurant wird in einen multifunktionalen Veranstaltungs- und Tagungsbereich umgebaut. Von dieser Raumergänzung verspricht sich die SHG eine Stärkung des Kongressstandorts und damit mehr Mieteinnahmen. Der Ausbau der Bühnen- und Medientechnik soll »neue Veranstaltungsformate« ermöglichen. Die Mieteinnahmen schwankten in den drei Jahren vor Corona zwischen gut 300 000 und gut 440 000 Euro.
CDU enttäuscht: Weiter zwei Bühnen
Apropos Bühnen: Enttäuscht zeigte sich CDU-Fraktionschef Klaus Peter Möller, dass im Zuge der Modernisierung die Situation mit großer und kleiner Bühne nicht aufgelöst wird. »Da wird eine Chance vertan«, sagte Möller. Gülec und der frühere Hochbauamtsleiter Hartmut Klee, der die SHG bei dem Projekt berät, legten dar, dass eine Zusammenführung der beiden Bühnen eine höchst aufwendige und statisch ganz schwierige Herausforderung darstellen würde, von der man besser die Finger lassen sollte. Die Plätze im Kleinen Saal, die bei Bühnenveranstaltungen im Großen Saal abgehängt sind, will Gülec durch eine Großbildleinwand attraktiver machen. »Die Bühnenteilung ist sehr unschön«, räumte er ein.
Für die SPD pflichtete Fraktionschef Christopher Nübel der Sicht der SHG bei und warb für einen »realistischen Blick« auf die Möglichkeiten. Eine Halle für Großveranstaltungen in der Größenordnung von Wetzlar sei an dieser Stelle »allein verkehrsmäßig nicht denkbar«. Nübel: »Wir müssen hier nicht in der Champions League spielen.«
Das sah FDP-Chef Dominik Erb mit Blick auf die Gesamtstadt anders: »Langfristig führt in Gießen kein Weg an einer großen Veranstaltungshalle vorbei.« Was die Kongresshalle betrifft, sind die Freien Wähler mit der jetzigen Perspektive zufrieden. »Damit haben wird für die nächsten Jahre ein gutes Potenzial«, sagte Günter Helmchen. Gegen den Projektbeschluss stimmte nur die CDU, die FDP enthielt sich, Koalition, Gigg/Volt und Freie Wähler stimmten zu.