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Kleine Besetzung kann überzeugen

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Die Sängerinnen Dorothea Pavone und Christine Bär, Sänger Christos Pelekanos, Kantor Christoph Koerber (Leitung), Lydia Blum (Cello) sowie die Geigerinnen Marie Verweyen und Jiyeon Shin beim Schlussapplaus. © Heiner Schultz

Gießen (kdw). Eine kleine geistliche Abendmusik fand im Rahmen des Heinrich-Schütz-Festes in der Johanneskirche statt. Das Ensemble »Concerto piccolo« unter Leitung Christoph Koerbers musizierte sechs Werke des Barockkomponisten, solistisch agierten die Sopranistinnen Christine Bär und Dorotea Pavone sowie Bassist Christos Pelekanos. Pfarrer Gabriel Brand las kurze geistliche Texte ein.

Musikalisch und inhaltlich entstand so ein niveauvoller und sehr wohltuender Abend.

Das Gotteshaus war sehr gut besucht, als das ungewohnt kleine Ensemble um den Altar Platz nahm. Neben den Sängern waren noch Lydia Blum und Jiyeon Shin (Barockvioline) sowie Marie Verweyen (Cello) beteiligt. Man musizierte kleine Werke, die Schütz in den harten Zeiten Mitte des 17. Jahrhunderts für ein sechs Personen starkes Ensemble verfasst hatte. Die Pest hatte damals große Verluste unter den Hofmusikern gefordert. Man hörte Ausschnitte aus den »Kleinen geistlichen Konzerten« und der »Symphoniae sacrae«. Kantor Koerber spielte zusätzlich die Truhenorgel.

Schon der Beginn war vielversprechend, als die Solistinnen »Wo der Herr nicht das Haus bauet« anstimmten: Exzellent lagen sie beisammen und intonierten rundum lieblich, tupften das »umsonst« geradezu hin. Bassist Pelekanos überzeugte mit kräftigem und rundem Ton. Das Ensemble schwang samtweich mit. Koerber fügte den Klang sensibel in den Hall des Hauses ein, wobei die Truhenorgel schön klar vorne im Ensemble agierte.

Auch für Abwechslung war gesorgt: In »Erhöre mich, wenn ich rufe« sangen nur die Soprane, sehr geschlossen und ästhetisch. Dann musizierten nur Bassist Pelekanos und Cellistin Lydia Blum das »Ich liege und schlafe«. Pelekanos artikulierte klar und fand zu einem kraftvollen und zugleich besinnlichen Ton. Hier wurde bereits ein Vorzug des kammermusikalischen Formats deutlich. Durch die fachgerechte Einpassung war der Klang transparent und naturgetreu wahrzunehmen, was die Sänger andererseits gleichsam wie unter der Lupe wahrnehmbar machte. Sie waren offensichtlich gut disponiert und ganz konzentriert. Eine gute Figur machte Dorotea Pavone auch allein mit »Mein Herz ist bereit«. Sie musizierte mit fröhlicher Beschwingtheit und zugleich angemessen tragfähig.

Attraktives Streicherintro

Den Abschluss bildete »Von Gott will ich nicht lassen«. Hier agierte noch einmal das komplette Ensemble. Erfreulich war das attraktive Streicherintro. Durchgehend agierten die Streicher trotz einer gerissenen Saite mit unerschütterlicher Konzentration und nicht zuletzt seelenvoll. Mit den sensibel formulierten Texten Brands ergab das ein stimmiges, anspruchsvolles und nicht zuletzt hoch erfreuliches Konzerterlebnis.

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